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 Zerbrochene Weltbilder 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Mittwoch, 31. Januar 2007, 14:54
aus dem scherbel dept.

So langsam frag ich mich, wie ich zu einem neuen Weltbild komme, wenn mir die alten ständig und immer wieder zerbrechen. Jahrelang glaubt man an das Gute, dass das so ist wie einem gesagt wird und dann stellt man fest, dass man einfach nur immer belogen wurde.

Nehmen wir das Weltbild "Religion". Ich wurde von Klein auf katholisch erzogen. Nicht extrem streng, meine Eltern fanden da eigentlich einen guten Mittelweg, aber doch mit dem christlichen Hintergrund. Fängt beim Christkind an, Geburt Jesus, Religionsunterricht - Unti wie das bei uns damals hiess, weiter bis zur Hochzeit, wo wir natürlich vor Gott uns das Jawort gaben. Und nun? Das meiste, was uns die Kirche erzählt ist gelogen oder einfach nur unwahr. Ob es die Lehrer wussten oder ob selbst der Pfarrer einfach mal die Augen verschloss weiss ich natürlich nicht. Aber schon die Geburt Jesus war nicht vor 2007 Jahren, sondern etwa vor 2014 Jahren. Jesus war ziemlich sicher mal verheiratet - anscheinend gibt es dazu Dokumente. Aber die katholische Kirche hatte in einem Konzil beschlossen, dass dem nicht so ist. Genauso wie diese Konzile viel beschliessen, was vermutlich Jesus im Grabe rotieren liesse, wäre er nicht auferstanden (und ist er das wirklich?).

So zersplittert mein religiöses Weltbild immer stärker. Filme wie Sakrileg sind da nur Anstoss, sich näher zu beschäftigen. Und wenn auch ein Grossteil der Geschichte Science Fiction ist - ein grosses Korn Wahrheit steckt da drin. Und was halte ich von einer Kirche, die mir verschweigt, dass Jesus ziemlich sicher direkte Nachkommen hat? Dass er nicht ein armer Mann war, war er doch ein Nachkomme des Stammes David - heute würde man diesen Stamm als adelig betiteln.

Mein Weltbild der Schweiz kriegt momentan auch nur noch Schläge, zersplittert in Millionen kleine Einzelteile. Wer mich schon länger kennt, weiss, dass ich früher sehr stark pro-Militär war. Ich fand es richtig und wichtig, eine Schweizer Armee zu haben. Eine Armee die unsere Schweiz "beschützen" sollte, falls doch so Wahnsinnige auf die Idee gekommen wären, die Schweiz zu stürmen. Nun aber kommen immer mehr Informationen ans Tageslicht, dass es mit dem Schweiz beschützen nicht weit her war. Es wären ein paar Berge beschützt worden, die Schweizer Bevölkerung aber, wär dem Feind mehr oder weniger zum Frasse vorgeworfen worden. Schweizer, die sich in die Berge hätten retten wollen, wären zurückgedrängt worden. So sieht also Bevölkerungsschutz aus...

Neben diesen misslichen Informationen hab ich in der Zwischenzeit auch viel zuviel von RS-Absolventen anhören müssen. Die Art und Weise, wie dort mit Rekruten umgegangen wird ist absolut lächerlich. Zum einen wird harter Drill versucht, gelingt aber nicht wirklich und ist daher eher eine Farce. Und doch wird versucht, den Rekruten gefügig zu machen. Schliesslich müsste der unter seinem Korporal im Kriegsfall nach vorne rennen - direkt in die Schusslinie des Feindes. Der normale Soldat - Verbrauchsmaterial.

Die in meinen Augen so demokratische Schweiz - eine Illusion. Weder früher noch heute wirklich offen und selbstbewusst.

Das dritte Weltbild - schon länger mit Rissen hält sich zwar noch hartnäckig. Die stabile und sichere Zweierbeziehung. Auch wenn meine eigene Beziehung momentan eher eine Dreierbeziehung ist, hat sich in meinem Weltbild nach wie vor die Zweierbeziehung festgehakt. Schreckensmeldungen, wie die, dass dreiviertel der mitte 90er geschlossenen Ehen bereits wieder getrennt sind, lassen mich nachdenklich stimmen und an meinem Weltbild zweifeln. Ist es gar nicht möglich über lange Jahre eine stabile Zweierbeziehung zu erhalten? Noch sind Beat und ich auf gutem Wege, aber Sicherheit gibt es nicht und wir werden jeden Tag aufs Neue unsere Beziehung stabilisieren müssen. Machen wir das zu lange nicht, bricht sie dann auch auseinander? Und wenn es schon zu zweit nicht klappt, wie soll es dann in polyamoren Beziehungen gehen?

Ganz zu schweigen von all dem, dass man nirgends wirklich ehrliche Antworten kriegt zu Themen wie JFK, 11. September 2001, 2. Weltkrieg. Nun frag ich mich, kann man auch ohne Weltbilder leben? Alles in Frage stellen und nur das Glauben, was man selber mit allen Seiten abklären konnte? Wie kann man eine solche Welt den eigenen Kindern erklären?

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