0x1b - ESCAPE
HTML PDF Postscript
 Street Parade II 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon am Sonntag, 14. August 2005, 14:42
aus dem mz-mz-mz-mz-mz dept.

Wie Priska gestern geschrieben hat, war ich an der Streetparade - zum ersten Mal. An und für sich ein netter Event - mit einem grossen Aber...

Wie es sich gehört, ging ich etwas schräg angezogen hin. Obwohl ich erst um 17:00 in Zürich eintraf, fand ich ohne Stau einen Parkplatz. Mein Geheimtip, den ich hier sicher nicht verrate ;-)

Ein paar Studinen schienen sich der Tatsache nicht bewusst gewesen zu sein, dass ein spezieller Event war und haben sich über mein Outfit amüsiert. Schön, wie einfach man Studinen erfreuen kann.

Erst am Bahnhof die Blase leeren, dann Richtung Quaibrücke. Mir kamen viele Leute entgegen, die mehrheitlich einen leicht enttäuschten, teilweise gar frustrierten Eindruck machten. Komisch, komisch.

Beim eigentlichen Umzug angekommen bessert sich der Eindruck. Es gibt tatsächlich Raver, die Spass haben. Zwischen Fahrzeug 18 und 30 blieb ich in der Gegend der Brücke. Manchmal am Rand, manchmal im Schlepptau eines Lovemobils. Ein sehr spezielles Gefühl, auf Zürichs Strassen zu tanzen. Ich hatte dieses vor über 10 Jahren zum letzten Mal, als ich für Long Tall Ernie im Rahmen eines Zürifäschtes durch die Strassen zog und den Leuten etwas vom Spirit des Rock'n'Roll mitgab.

Nun zum Aber: Ein knappes Drittel der Leute waren "richtigen" Raver. Leute, die da waren um zu tanzen, die Musik geniessen, sich zur Schau zu stellen. Meist etwas extrovertierte und durchgeknallte Leute, die äusserst friedlich den Tag genossen.

Ein gutes Drittel Gäste. Omis, Kleinkinder, Paparrazis mit Fotoapparaten. Füllmaterial, die sich am Rand hielten und weder etwas beitrugen noch störten.

Dann noch einmal ein knappes Drittel Bierleichen. Meist Männer in Gruppen, die den Anlass besuchten um sich die Lampe zu füllen. Wie immer, wenn alkoholisierte Männer in Gruppen auftreten, herrschte eine sehr aggressive Stimmung. Rempeleien, Anmache und Handgreiflichkeiten an jeder Ecke. Der Tote vom Bahnhof, die Schwerverletzten vom Niederdorf und die weit über 100 Umgekippten wundern mich nicht weiter.

Für mich als Einzelperson, relativ provokativ angezogen, war diese Situation dann doch etwas zu brenzlig. Zu leicht gerät man in eine solche Gruppe und zieht die Aggressionen gegen sich. So entschied ich mich um halb Zehn nach Hause zu gehen.

So viel ich mich erinnern mag, war der Alkoholausschank bis etwa zur 10. Parade nicht erlaubt - wenigstens nicht auf offener Strasse. Auf Druck der diversen Wirte wurde dieser durchgesetzt. Mit - in meinen Augen - katastrophalem Resultat. Der Spirit der Street Parade, von dem viele Leute noch schwärmen, ist beinahe gänzlich weg. Schade um das schöne Fest...

Permalink

Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • Re: Street Parade II
    Geschrieben von Cmdr_Zod am Sonntag, 14. August 2005, 16:59

    Ich war heuer auch das erste mal an der Parade und war wohl irgendwo zwischen Fotograf und Raver einzuordnen.
    So richtig begeistert war ich auch nicht, der Anteil von Fotografen (ja, ich gehörte da auch dazu) und passiven (fast lethargischen) Zuschauern war doch recht gross. Alkis hatte es noch nicht so viele (ich war aber auch nur bis ca 20:00 Uhr an der Parade und habe mich dann mehr gegen den Startbereich verschoben, um alle Mobiles vor die Linse zu bekommen.
    Was mich fast mehr gestört hat war der Zigarettenqualm, ein Hersteller hat seine (ziemlich starken) Tabakprodukte an der Parade sehr agressiv vermarktet.
    Falls ich nächstes nächstes Jahr wieder gehe, dann sicher anders, die diesjährige Syntese aus Partygänger und Fotograf hat nicht wirklich funktioniert. Entweder gehe ich mit klassischer Fototascheund wirklich viel Equipment (und nicht mehr wirklich partytauglich), oder ganz ohne grosse Kamera.

  • Re: Street Parade II
    Geschrieben von h2o am Montag, 15. August 2005, 12:46

    > So viel ich mich erinnern mag, war der Alkoholausschank bis etwa zur 10. Parade nicht erlaubt - wenigstens nicht auf offener Strasse. Auf Druck der diversen Wirte wurde dieser durchgesetzt.

    IIRC war das etwas anders. Früher wurde nicht direkt an der SP Alk verkauft, nur in den angrenzenden Lokalen (wie üblich). Irgendwann fand das SP-Kommitee dann, dass sie beim Alk auch abkassieren wollen (IMHO mindestens z.T. legitim, da die SP ja auch fürs Aufräumen/Entsorgen bezahlt wohingegen die Lokale einfach nur Trittbrettfahrer waren. IOW: Der grosse Umsatz fiel bei den privaten Lokalen an, Putzen durfte danach die SP). Folge davon war aber, dass insgesamt massiv mehr Alk konsumiert wird. Dies hat aber auch damit zu tun, dass die SP heute zum grössten Teil gar keine echten Ravers mehr anzieht (die statt Alk lieber anderes konsumieren), sondern Massenpublikum. Alkausschank zieht wiederum natürlich Massenpublikum an und gleichzeitig ist die SP heute auch auf Massenpublikum angewiesen (Kosten, Sponsoring, touristische Bedeutung). Ein Teufelskreis, den auch die Antiparade nicht durchbrechen kann.

    > Mit - in meinen Augen - katastrophalem Resultat. Der Spirit der Street Parade, von dem viele Leute noch schwärmen, ist beinahe gänzlich weg. Schade um das schöne Fest...

    ACK. IMHO ist die SP seit längeren Jahren im Wachkoma. Ohne die ganze Maschinerie dahinter würde überhaupt nix mehr laufen. Ich geh schon seit ner Weile nicht mehr an die SP, nur noch an ausgesuchte Parties, die (noch) brauchbar sind.
    Als Strassenfeste finde ich z.B. eine spontane "Besetzung" der Langstrasse nach einem Brasil-Sieg einiges unverkrampfter und authentischer ;)

  • ventilator@gpstechnik.ch Re: Street Parade II
    Geschrieben von Venty am Montag, 15. August 2005, 14:49

    Hmmja, die Street Parade ist inzwischen einfach zu populär. Wer weiss, wie lange es geht, bis ein Robby-Williams-Mobil mitfährt? *schauder* Alk-Ausschank sollte IMHO auch wieder abgeschafft werden, das bringts echt nicht.

    Was ich geil fand war Wagen 31 von Traxtorm. Endlich mal wieder richtig ätzender Lärm, für den man von älteren Leuten (und auch der heutigen Jugend) schräg angeschaut wird. GABBER GABBER HO! Dominator, Bassdrum und Fuck-You-Sample, echte Rotterdamer Volksmusik, jaaa! Hardcore! Wenigstens eine Alternative zum Tatata tatata tatatana Weichspül-Trance mit *brrrr* Gesang drin.

    Nächstes Jahr werde ich sicher mal in Genf die Lake Parade besuchen. Die mausert sich inzwischen auch zum Volksfest, scheint aber trotzdem noch eher etwas raviger zu sein. Und in Zürich? Nun, es gibt die Antiparade, so was wie die Fuckparade in Berlin damals. Wer weiss, unter freiem Himmel mal Alec Empire's "Suicide" oder "Heartbeat that isn't there" zu hören, DAS wär mal geil. Oder nur schon Moby's "Go" mal wieder. =:-)