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 Ehrgeiz-Gen 
Nala Geschrieben von Nala Rubischon (Link) am Samstag, 8. April 2017, 17:27
aus dem ich-will-zuviel dept.

Im April 15, lang, lang ist es her, hab ich Euch berichtet, dass vieles einfach passierte und ich nie wusste warum. Während ich mich bisher immer Durchschnitt hielt und auch nie gross Ehrgeiz entwickelte, diesen Status wegzukriegen, hat sich das geändert.

Irgendwann ist in mir das Ehrgeiz-Gen ausgebrochen und wie der Zauberlehrling krieg ich das nicht mehr in Griff.

Ganz an und für sich ist so ein Ehrgeiz-Gen sogar was gutes. Man will mehr, man investiert mehr und man kriegt mehr. Nur bin ich in eine ganz üble Spirale geraten und wie der Zauberlehrling möcht ich rufen:

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

Das Ehrgeiz-Gen verursacht nämlich, dass ich mit allem nicht mehr zufrieden bin, was ich erreicht habe. Es ginge doch noch etwas besser, ich könnte doch da noch etwas besser sein. Beispiele gefällig?

Während ich den Sachbearbeiter Teil 1 mit 5.5 abschloss, war ich noch stolz. Mein Ehrgeiz stachelte mich dann an, dass ich doch Teil 2 - da ohne Job - gleich in Rechnungswesen und Treuhand mache. Hatte den Vorteil, dass ich gleich zwei Abschlüsse zugleich machen konnte, hiess einfach etwas mehr lernen. So arg war es nicht, es ging alles gut. Während ich KV-intern mit 6.0, 6.0 und 5.5 Rechnungswesen, 6.0, 5.5 und 5.5 Treuhand abschloss, schloss ich dann Edupool mit "nur" 5.5 in beiden Fächern ab. Edupool gibt nur eine Gesamtnote aus. Also Rechnungswesen 5.5, Treuhand 5.5 mit Vornote 5.5. Mit Fug und Recht dürfte man wohl behaupten, dass dies sehr gute Noten sind und ich absolut glücklich sein könnte. Aber nein, als mir Beni per SMS die Noten mitteilte - ich war gerade in Schottland in den Ferien - war ich sehr, sehr frustriert, dass es im Rechnungswesen nur eine 5.5 war. Vorallem weil ich auch wusste, dass einige Bekannte die während der Schule nicht so gut waren mit 6.0 abschlossen. Noch immer ärgert mich diese Note etwas. Und da man keine Prüfungseinsicht erhielt wenn man bestand, weiss ich bis heute nicht, was ich genau falsch gemacht hatte.

Anderes Beispiel - tanzen. Unser Niveau ist irgendwo weit oben, wo ich dachte, dass ich niemalsnie hinkommen werde. Auf keinen Fall würde ich je in solche Sphären geraten. Jetzt bin ich da oben, weit über Gold-Level und denke nach wie vor, dass mein Tanz einfach nicht perfekt ist. Dass es viele Dinge gibt, die verbessert werden müssen. Immerhin versuche ich hier mein Ehrzgeiz-Gen etwas einzuschränken und wenigstens einzusehen, dass ich inzwischen sehr gut tanze. Gar nicht so einfach für jemand, der mal gerade so knapp mittelmässig tanzen konnte und davon ausging, dass er nie gut tanzen können wird...

Und letztes Beispiel. Ich bin inzwischen seit November 16 in der Ausbildung zur Fachfrau Finanz-/Rechnungswesen. Früher hiess das lapidar "diplomierter Buchhalter". Aber alles neu macht das Leben kompliziert, daher sind normale Berufsnamen out. Soweit so gut. Nun nach dem fulminanten Abschluss des Sachbearbeiter (ja genau, mit der lausigen Note von 5.5) bin ich hier nun am Druck auf mich aufbauen, dass der Fachausweis mindestens mit 5, besser noch mehr sein muss. Gestern war die erste Semesterprüfung. Sie lief nicht schlecht, aber die angestrebte 6.0 (hallo liebes Ehrgeiz-Gen!) wird es wohl kaum. Ich müsste doch schon mit einer 5.0 zufrieden sein. Während viele Mitschüler mich anschauen als ob ich vom Mond käme, da sie schon froh sind, wenn sie eine 4.0 haben...

Erschwerend kommt beim Fachausweis dazu, dass die Note für Fibu/Bebu 4fach zählt, die Note für Steuern 2fach und die Noten Recht und Sozialversicherungen nur 1fach. Nun gut, Fibu/Bebu ist schon meine Stärke, da ist es auch gut, wenn das 4fach zählt. Nur wenn die versaust, dann bist geliefert. Und mein Ehrgeiz will da natürlich hoch, hoch, höher hinaus.

Was tun sprach Nala? Ich hab keine Ahnung wie ich dieses Gen in bessere Richtung krieg. Es ist ja gut, wenn ich Ehrgeiz entwickelt hab und mich nicht mehr nur mit Durchschnitt zufrieden gebe. Den Fauchausweis Buchhaltung überhaupt zu bestehen ist aber schon überdurchschnittlich. Selbst mit einer 4 bis 4.5. Wie also den Ehrgeiz dahingehend beeinflussen, dass man zwar die 6.0 anstrebt, aber auch mit einer 4 oder 4.5 zufrieden ist, weil man eine sehr schwierige Prüfung bestanden hat? Wie überhaupt damit umgehen, dass Ehrgeiz zwar gut und richtig ist, man aber danach nicht enttäuscht sein soll, wenn man etwas nicht perfekt gemacht hat? Wie die Freude an dem was ist geniessen, auch wenn mehr sein könnte? Denn dieser Ehrgeiz bringt ja auch mit sich, dass ich extrem nervös bin, wenn ich an die Prüfung muss. Dass ich Angst habe vor mir selber zu versagen und was meint dann meine Umwelt? Die Menschen die ich liebe? Die finden mich dann doch ganz klar schlecht. Darum ruf ich nach dem Meister

"In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu seinem Zwecke,
erst hervor der alte Meister."


Nur - wer ist der alte Meister?????

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