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 Weltuntergang 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Mittwoch, 19. Dezember 2012, 20:08
aus dem *kopfkratz* dept.

Ich gehöre zu denjenigen, die sich schon lange auf den nächsten Freitag vorbereitet haben. Im Frühjahr habe ich mir extra eine neue Kamera gekauft, um das Spektakel standesgemäss fotografieren zu können. Was mir aber das ganze Jahr über noch niemand sagen konnte: Wann findet der Event denn statt?

Frustrierend, nicht einmal die MayaMaja in unserem Hause konnte mir weiterhelfen. Vermutlich weil Nala kurz nach ihrer Geburt sich durchgesetzt hat und ihr ein "j" spendierte, ich wollte ja ein "y" und konnte mich infolge Lungenentzündung einfach zu wenig wehren. Jetzt rächt sich das. Mist.

Einig sind sich die Propheten einzig, dass es am Tageswechsel sein muss. Nun ist die Erde aber rund und nicht alle haben dieselbe Zeit. Schmerzlich bewusst wird mir das jedes mal, wenn ich mit Jetlag aufwache - was mindestens zwei mal im Jahr passiert, wenn unsere Regierung wieder einmal die Schweiz in eine andere Zeitzone versetzt. Ist ja wie beim Zug, der bleibt ja auch stehen und die Bahnhöfe werden verschoben.

Gibt es einen partiellen Untergang? So quasi wie beim Mond, der jeden Monat erst kleiner und dann wieder grösser wird? Für die Mondbewohner muss sich das wie ein vierwöchentlicher Monduntergang anfühlen. Wir machen ja nur *AUUUUUH* beim Vollmond, für die Jungs und Mädels da muss das jeweils eine Katastrophe sein. Stellt Euch vor, plötzlich habt Ihr keine Möglichkeit mehr, Euren Kaffeebecher abzustellen. Irgendwie scheinen sie es aber zu überstehen, die Leute von hinter dem Mond begegnen mir immer wieder.

Nehmen wir einmal an, die Mayas haben "ihre" Zeit benutzt. So quasi MCT, Maya Coordinated Time. Und ihr Zentrum war mitten in Südamerika. Das müssten so quasi GMT-4 sein, fünf Stunden nach unserer Zeit. Prima, die Zeit haben wir. Morgens um 5:00.

ABER. Ist der Event jetzt am 21. am Morgen aka 0:00:00? Oder um Mitternacht, genauer 23:59:59? Im ersten Fall trifft es uns genau dann, wenn ich am Freitag aufstehen muss. Passt! Jeden Morgen ist ein partieller Weltuntergang, wenn mein Wecker klingelt. Ich bin kein Frühaufsteher, auch wenn ich das seit April 1994 praktiziere - gewöhnt habe ich mich nie wirklich daran.

Im zweiten Fall trifft es uns am Samstagmorgen. Immerhin praktisch, wenn die Welt schon am Freitagmorgen untergegangen ist, können wir in Ruhe ausschlafen und uns auf die Aftershow Party vorbereiten. Aber wenn nicht? Dann muss ich doch tatsächlich am Samstag früh raus, sonst verschlafe ich die Show. So wie die letzten Jahreswechsel. Unvorstellbar. Nicht nachdem was ich alles investiert habe.

Bis zum nächsten Weltuntergang soll es ja noch ewig dauern. Spätestens am Dienstag, 19. Januar 2038, 04:14:08 Schweizer Zeit. Dann überläuft time_t und alle UNIXoiden 32 Bit Systeme werden kollabieren. Zuvor werden mich wohl die Leute aus meiner Penison reissen, sofern die AHV bis dann nicht erst ab 70 kommt. "Du hast doch damals das Jahr-2000-Problem überlebt. Hilf uns!" Ach nein, ich muss erst meinen eigenen Code flicken. Habe selbst noch an einigen Stellen 32 Bit Zeit...

Das wirklich frustrierende sind Menschen, die behaupten, es würde nichts passieren. Hey, das kann doch nicht sein! Nicht schon wieder! Das ist ja wie der 31.12.1999 23:59:59, als ich mir extra einen Ort mit Cheminée suchte, um unabhängig von Programmbugs zu sein, wie ich sie selbst zu hunderten gebaut habe.

Wobei, die Mayas sollen ja ganz viel Zeit gehabt haben, ihre Programme für das neue Zeitalter fit zu machen. Muss ein Mordsgeschäft für die Leute sein, ich erinnere mich gut, was für eine tolle Zeit die Jahre vor Y2K waren. Täglich Mittagessen auf Spesen, unlimitierte Benzinkarte und ein guter Zustupf ans Auto, das schnellste Notebook auf dem Markt als persönliches Arbeitsgerät. Und Zeit, um auch mal mit einem Kunden über eine Kreuzung von Hühnern und Quallen zu plaudern, um endlich Poulet ohne Knochen essen zu können. Hach, früher war doch alles besser.

Bleibt also nur abwarten und hoffen, der Untergang kündige sich irgendwie an. So mit einem Grollen *GRRRR*, Lichteffekten *BLITZ* oder ähnlichem, dass ich mindestens die Kamera noch auspacken mag. Wenn die Bilder etwas werden, mache ich am Samstag in meinem Lieblings-Starbucks am Limmatquai eine intime Vernissage, ich versuche so um 16:00 da zu sein. Und sollte es den Starbucks nicht mehr geben, dann treffen wir uns doch einfach im Restaurant am Ende des Universums.

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  • Re: Weltuntergang
    Geschrieben von mirabilos (Link) am Donnerstag, 20. Dezember 2012, 15:27

    Also laut Adventskalender – http://blog.gwup.net/wp-content/uploads/2012/12/Maja-Kalendera.jpg – und Wettervorhersage – http://pic.twitter.com/GUp5f2EA – irgendwann am Freitag.

    Ich glaub ja immer noch, daß dann die Aliens klingeln kommen „n’abend, wir ham da so ’nen Wartungsvertrag bezüglich eines Kalenders…“ und den einfach verlängern.

    Irgendein Professor meinte neulich, die hätten sich im Sync mit unserem Kalender vertan und das wär 2122 oder so statt 2012. (Ab Februar 2106 braucht die Unix-Zeit übrigens 33 Bit.)

    Ach ja, à propos Unix-Zeit: auch das 32-bittige MirBSD/i386 hat bereits seit Ewigkeiten einen 64-bittigen time_t (und struct tm.tm_year!) und ist damit Y2038-fest. (Ein Teil des Netzwerk- und Dateisystemscodes braucht aber noch einen Tritt, um auch Y2106-fest zu werden, aber ob ich dann noch Maintainer bin…?)