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 Zu Fuss 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Sonntag, 16. November 2008, 19:54
aus dem *i'm-walking-jubibu-I'm-walking* dept.

Manchmal tut es einfach gut, seine Arbeitskollegen zurückzulassen und einen ausgedehnten Spaziergang zu machen ;-)

Grand Central Station, Times Square, den Broadway hoch, Richtung Central Park. All diese Plätze gibt es tatsächlich, das ist jeweils nicht nur Filmfassade 8-)

Da war der Obdachlose, der sich mit der Taube unterhielt. Neben den schrillen Neonplakaten lebte er in einer ganz anderen Welt, die ich eine ganz kurze Zeit mit ihm teilen durfte. Er wie auch die Taube schienen Freude aneinander zu haben und ignorierten die ganze Umgebung.

Ich ging weiter, durch den ganzen Central Park. Nach einer guten Stunde gehen hatte ich endlich die Kälte der Klimaanlagen abgeschüttelt und begann mich warm zu fühlen. Der eisige Wind trieb die knallroten Jogger wie die Blätter durch den Park und liess manchen die faszinierende Aussicht auf die umliegenden Höchhäuser vergessen. Was kostet heute, nach der Immobilienkrise, wohl so eine Wohnung mit Parkblick?

Während die Menschen mehrheitlich am Entspannen waren, hatten ein paar Eichhörnchen Ueberstunden eingelegt. Vermutlich ist der Schnee nicht mehr weit und die Vorräte für den Winter müssen säuberlich vergraben werden. Ohne Notiz von mir zu nehmen packte ein Eichhörnchen die von einem Obdachlosen dargebotene Nuss, machte ein Loch, warf seinen Schatz hinein und buddelte alles wieder zu. Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts. Nein, der Kollege nebenan hat nichts gemerkt. Und ab, die nächste Nuss ergattern.

Am Ende des Parkes erscheint New York schon viel amerikanischer. Die Häuser nicht mehr so hoch, die Leute schon eher aus ärmlichen Verhältnissen. Die Imbissbuden bieten Früstück für wenige Dollars. An jedem Haus die eisernen Feuerleitern. Die Leute scheinen eine Heidenangst vor Feuer zu haben - dabei wäre ein guter Sozialstaat vermutlich die bessere Lebensversicherung. Nach angestrengtem Suchen fand ich die Subway Station.

Ich bin mir ja einiges gewohnt, wenn ich unter den Boden tauche um in ein öffentliches Verkehrmittel zu kommen. Aber für einmal war ich komplett erschlagen. Statt einer muffligen, dunklen und von Pennern gefüllten U-Bahn zu treffen, wie ich sie aus Berlin, Wien oder London kenne, kam ich in einen quitschsauberen Zug. Selbst das Umsteigen im Times Square klappte prima, die Züge sind erstaunlich gut angeschrieben. Gut investierte $2! Will da jemand die Pendler von New York dazu bewegen, weniger in's Auto zu sitzen?

Irgendwie fühle ich mich jetzt bedeutend wohler in dieser Stadt. Auch wenn ich kaum ein WG-Zimmer hier suchen würde - dafür ist mit New York noch immer eine Spur zu laut ;-)

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