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 Marketinggeschwafel 
Computer Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Donnerstag, 6. November 2008, 08:58
aus dem *rant* dept.

Die letzten Tage über fabrizierte ich ein paar Dokus für eine grosse Offerte. Angestellt in einem stark MS lastigen Laden nahm ich brav Office auf meinem nicht so braven Mac - die Leute um mich sollten in der Lage sein, meine Dokumente auch sauber weiterverarbeiten zu können.

Und ich verfluchte es. Word ist trotz grosser Anstrengungen seitens Microsoft noch immer nicht das Programm, das tut, was ich ihm sage. Aenderungen an Formatvorlagen werden mal mehr, mal weniger auf den bestehenden Text angewandt, Grafiken zu positionieren ist manchmal ein Glücksspiel.

Ich wollte beispielsweise drei Charts nebeneinander. Generiert im Excel und per Copy & Paste übernommen. Alle natürlich aufeinandergequetscht. Ich packe eine, ziehe sie nach rechts - schwupp, ist sie wieder da, wo Word sie haben will.

Doch Beat ist clever. Eine Tabelle, ohne Rand, mit drei Zellen. Jede Grafik in ihrer Zelle. Klappt wunderbar. Ein Tag später dasselbe Problem: Ich beginne gleich mit einer Tabelle.

Zwei der drei Grafiken finden ihren Platz. Dir dritte pastet sich auf der Folgeseite. Das dann beginnende Spiel erinnert mich an den Film der Wahl von Bush - die Grafik lässt sich überall hinschieben, nur nicht da, wo sie hingehört.

Ich gab entnervt auf. Tabelle weg, die drei Grafiken auf einer Zeile. Und - oh Wunder - ich kann sie schön platzieren. Hey, warum hat das zwei Tage zuvor nicht geklappt? .oO ( ☠ ☠ ☠ )

Wie habe ich mein gutes, altes Word Perfect vermisst. Das hat getan, was ich ihm gesagt habe. Es war nicht simpel, schon gar nicht die DOS Version, aber verglichen mit dem Office/400 war es ein Genuss. Ja selbst Ami Pro war eine Wohltat. Keine Features, dafür aber ein absolut tolles Konzept von Text und separater Formatierung, bei dem der Wechsel einer Formatvorlage tatsächlich auch das komplette Layout des Textes angepasst hat. Konzeptionell findet sich das in XHTML / CSS wieder, auch wenn da die Featureitis dafür sorgt, dass es nicht immer reibungslos klappt.

Der Hammer kam gestern Morgen. Firefox ist nur noch weggecrasht, irgendwann meldet Excel es hätte keinen Arbeitsspeicher mehr. Hallo? Ich habe 4G Memory. Das sollte doch für ein bisschen Tabellenkalkulation reichen! Scheinbar wurden kernelinterne Datenstrukturen geleakt, erst ein Reboot brachte Abhilfe. .oO ( ☠ ☠ ☠ !!! )

Word Processing war die erste Aufgabe interaktiver Computer. Kaum kamen Bildschirme an die Lochkartenrechner, war Textverarbeitung das grosse Thema. Musste wohl im Laufe der 60er gewesen sein. 50 Jahre später sind wir noch immer nicht in der Lage, Texte einfach und effizient dem Computer zu übergeben - in einer Form, in der auch der Output einigermassen brauchbar ist.

Zum Glück bin ich (noch) kein Marketingfuzzi. Und darf heute wieder zurück an meine Terminals, SSH Shells, Browserfenster und meine Mail.

Wobei auch das leidige Thema Mailclient noch da ist - ich kenne keinen Mailclient, der einfach tut. Entourage ist aktuell das, was mich am wenigsten schmerzt und am Besten meine Arbeitsweise unterstützt - es crasht alle 2-3 Monate und bedingt einen Recovery seiner Datenbank. Thunderbird ist katastrophal in den Mac Desktop integriert. Kein Adressbuch, keine Scriptingschnittstelle. In einer Welt, in der periodisch HTML Mails Sinn machen, zwingt mich Thunderbird zu den ekligsten Fingerübungen. Und seit ich bei einem Mitarbeiter sehen musste, wie Thunderbirds offline IMAP Feature seine 4587987342 Mails dupliziert hat, macht mir das Programm Angst. Mail.app ist einfach zu beschränkt, das Teil kann schlicht gar nichts. Wäre etwa das, was ich erwarte, wenn ich auf einem Handy meine Mails checke - tatsächlich ist der Mailclient auf dem iPhone / iPod ziemlich genau dasselbe. Dann fand ich noch Mulberry, der mich in englisch anspricht und nicht mehr weiterentwickelt wird. Unter Linux käme noch Evolution zum zug - nur ist das Programm so etwas von buggy, dass man sich erst einmal mit einem Berg Workarounds ausstatten muss, um damit klarzukommen. Oder Outlook unter Windows - wer darin schon mehr als eine Identität verwalten wollte, war ein geschlagener Mann.

Die meisten Leute lesen ihre Mails in einem webbasierten Client. Und die sind erstaunlich clever - aber wie soll ich dann an meine Mails kommen, wenn ich im Zug sitze und keinen GSM Empfang habe? Oder im Ausland verweile, wo ich einen Arm und ein Bein bezahlen muss, um ein paar Bytes zu verschieben?

Wenn ich mir die Situation bei der Textverarbeitung angucke, dann werde ich den perfekten Mailclient wohl nicht mehr erleben...

Permalink

Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • Re: Marketinggeschwafel
    Geschrieben von Roman am Donnerstag, 6. November 2008, 09:26

    Hallo Beat, Re: Mailprogramm: Hast du dir Claws Mail schon mal angesehen?

    • beat@0x1b.ch Re: Marketinggeschwafel
      Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Donnerstag, 6. November 2008, 10:42

      Ich gucke mir gerade die Features an. Mails in MH Boxen ablegen? hmm...

      Logischerweise vermisse gleich einen Weg, HTML Mails anzugucken (sorry, Dillo einzubinden sehe ich nicht als Lösung) und welche zu versenden (kommt 1-2x die Woche vor). s/MIME ist ein gewaltiger Murks.

      Der Mac Port ist da, wenn auch noch Beta. Und wie üblich keine Schnittstelle zu Spotlight und dem Adressbuch.

      Das Programm mag einen genialen Mailer für Geeks sein, sofern diese nicht gleich Mutt benutzen. Aber dummerweise habe ich zwei Leben - eines als Geek, eines als Senior Software Engineer. Mein Mailer muss beides packen :-)

  • Re: Marketinggeschwafel
    Geschrieben von resmo (Link) am Donnerstag, 6. November 2008, 10:32

    WYSIWYG funktionert einfach nicht, weil der PC keine Augen hat. =:)

    Dokumente bzw. Datein in einem Format sollten meiner Meinung nach so erstellt werden, dass sie von Maschine wie auch von Mensch lesbar sind.

    D.h. nicht, dass alles was XML geneiert toll ist. Denn alles was XML schreibt, aber mittels WYSIWYG, ist Müll. Es ist nicht sichergestellt dass die Daten ohne WYSIWYG noch nachvollziehbar sind.

    Im schlimmsten Fall versteht es nicht mal mehr der Wordprocessor.

    Am Besten schreibt man XML in einem XML Editor und macht daraus, PDF, XHTML, SVG oder whatever. Oder man benutzt von mir aus noch latex.

    Und wenn jetzt jemand behauptet: ja aber das können ja die meisten Leute nicht und ist nicht marktgerecht und zu schwierig und kompliziert, dann sag ich nur, interessiert mich nicht! XML ist nicht für die meisten Leute gemacht oder dann lernt es!

    • Re: Marketinggeschwafel
      Geschrieben von 1 am Donnerstag, 6. November 2008, 18:24

      das ist eben der falsche ansatz: nicht der mensch hat sich der technik anzupassen, sondern die technik dem menschen.