0x1b - ESCAPE
HTML PDF Postscript
 Bischof - bisch off 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Dienstag, 13. November 2007, 10:35
aus dem kopfschüttel dept.

Noch mit müden Augen sitz ich im Coop Restaurant, vor mir der Tages Anzeiger im Totbaumformat. Dann les ich die Ueberschrift "Bischof Koch beschwört den Kulturkampf" - tönt langweilig und doch les ich weiter und erkenn einmal mehr, dass die Kirche ein komisches Konstrukt ist.

Bischof Koch droht mit der Trennung von Kirche und Staat. Bei dem Teil bin ich dann doch erstaunt. Ich dachte bisher eigentlich, Kirche und Staat sei bereits getrennt? Hat bei uns die Kirche doch mehr zu sagen, als gemeinhin behauptet wird?

Herr Koch ist tatsächlich der Ueberzeugung, dass er als Kirchenvertreter einen Gerichtsentscheid als irrelevant zurückweisen kann. Da kollidiert wohl Rechtstaat mit der kirchlichen Diktatur.

Um was geht es eigentlich? Eine Kirchgemeinde (also die vielen Schafe [weiss oder schwarz?]) ist nicht gewillt ihren Pfarrer zu entlassen. Dem wurde aber von der katholischen Kirche die Missio canonica entzogen. Eine interessante Konstellation also. Eine Kirchgemeinde ist eine öffentlichrechtliche Institution und somit an die nationalen Gesetze gebunden. Sprich sie muessen auch Arbeitsrecht einhalten. Die katholische Kirche hingegen, sieht sich keineswegs an irgendwas gebunden, ausser an die von ihnen gemachten Gesetze (die auch noch häufig mit der Bibel kollidieren). Wer ist nun im Recht... Das Kantonsgericht Basel sagte jetzt - meiner Meinung nach zurecht - dass die Kirchgemeinde im Recht ist.

Dem Wunsch von Bischof Koch nach totaler Trennung von Kirche und Staat kann ich eigentlich nur beipflichten. Ob das allerdings nicht ein Schuss ins eigene Knie wird? Was wenn nicht mehr der Staat die Kirchsteuern eintreibt sondern die Kirche das selber tun muss? Wie viele treten dann erst recht aus? Weil sie es bisher eigentlich nur nicht taten, weil sie dann eine Kündigung hätten schreiben müssen. Will die Kirche jetzt aber - nach Trennung vom Staat - die Steuern selber eintreiben, müssen sie mit den Mitgliedern erst wieder einen Vertrag aufsetzen. Wer unterschreibt den dann noch?

Einmal mehr frag ich mich, warum ich bei diesem Verein noch dabei bin. Und doch denke ich, dass eben viele Pfarrer sich sehr sozial verhalten und im Sinne von Jesus leben. Im Gegensatz zu der Obrigkeit, vor denen würde Jesus vermutlich reissaus nehmen. Wiedermal zeigt es sich, dass es diesen Menschen nicht um das Wohl ihrer Schäfchen geht (die wollen ja den Pfarrer in Röschenz behalten), sondern rein um ihre persönliche Machtgier. Ein trauriges Spiel, das letztendlich wieder nur Verlierer gibt.

Permalink