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 Im Westen nichts Neues 
Labberfaselbla Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Sonntag, 8. April 2007, 11:51
aus dem *alte-filme* dept.

Was macht man an einem Karfreitagabend, an dem Priska Kopfweh hat, Beat vom Velofahren schlapp ist und die Kinder spinnen? Man hängt das Leintuch auf, wirft den Fotonenföhn an und legt einen Klassiker in den DVD Player ein.

Priska hat sich Im Westen nichts Neues ausgeliehen - ein Film, mit dem wir beide schon in unserer Schulzeit konfrontiert wurden. Marius kannte den Film noch nicht, er hatte ein spezielles Agreement mit dem Lehrer und durfte diese Stunde schwänzen.

Die Euphorie zu Beginn des ersten Weltkrieges und das Sterben in den Schützengräben der Westfront sind tiefgehende Bilder. Mittlerweile weiss ich, dass diese Bilder eher untertrieben sind, dass gerade der erste Weltkrieg eine besonders schmutzige Geschichte war.

Dann aber auch die Probleme von Rückkehrern. Psychische, oft auch physische Krüppel, die sich nicht mehr in die "normale" Gesellschaft eingliedern lassen. Ein Thema, welches in den vergangenen 76 Jahren seit dem Film nichts an Aktualität verloren hat - man denke nur an die Soldaten aus Afghanistan und dem Irak, die irgendwo in der Mojavewüste in Camps endgelagert werden.

Die Frage nach dem Warum. Sie wird von den Soldaten nur gestellt, aber nie beantwortet. Eigentlich ist die Antwort ganz einfach - ein paar skrupellose Leute, die sich in politisch hohe Aemter geschafft haben und primär ihre eigenen Interessen verfolgen. Und dann eine grosse Schar Untergebenen, die das glauben, was ihnen vorgekaut wird. Die einerseits diese Euphorie aufheizen, die dem wir-ziehen-in-den-Krieg vorangeht. Die andererseits aber auch losziehen und sich zu Soldaten erziehen lassen. Ueber eine Technik, die schon von den Griechen und Römern zur Perfektion entwickelt wurde.

Ob es jetzt Kaiser Napoleon, Willhelm oder Franz, Diktator Hitler oder Stalin, Präsident Roosevelt oder Bush waren - sie alle verfolgten mehr oder minder persönliche Interessen und fanden eine grosse Schar Menschen, die ihnen euphorisch folgten. Die Sieger bekamen das Recht, waren ab sofort in der Geschichte die Guten. Doch der Krieg war und ist schmutzig auf allen Seiten - was uns Filme wie Im Westen nichts Neues oder die Bilder aus Guantánamo immer wieder zeigen.

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