0x1b - ESCAPE
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 Vom Suchen und Finden der Liebe 
Labberfaselbla Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Montag, 19. Juni 2006, 12:44
aus dem dvdabend dept.

Am Samstag Abend guckten wir den Film Vom Suchen und Finden der Liebe. Ein etwas schmalziger und mit vielen Schlagern versetzter Film aus deutscher Produktion mit erstaunlich viel Tiefgang.

Gibt es Liebe, die stärker ist als der Tod? ist die Frage, die sich durch den ganzen Film zieht. Zwei Paare spielen die Hauptrolle, die sich lieben, aber schon länger zusammen sind und sich vom Alltag einholen liessen. Ganz im Gegensatz zu Hollywood, wo der Film aufhört, bevor der Alltag beginnt.

Das eine Paar, der Klavierspieler Mimi und die Sängerin Venus, erleben ihre grosse Liebe und kriegen sich nach 7 Jahren in die Haare. 500 wunderbare Nächte und 2000 schlimme Tage durchlebten sie und trennten sich. Eigentlich lieben sich beide nach wie vor - sie kriegen sich aber sofort in die Haare, wenn sie voreinander stehen.

Die griechische Mythologie spielt eine grosse Rolle. So wird Mimis Seele nach seinem Selbstmord von Hermes abgeholt und in die Unterwelt gebracht. Nach vielen Turbulenzen folgt Venus ihm durch den Brunnen in die Unterwelt, findet ihn und befreit ihn mit ihrem Gesang. Auf dem Weg aus der Unterwelt dreht sie sich in einem Streitgespräch um und verwirkt damit Mimis Rückkehr zu den Lebenden.

Mimi bekommt noch einmal die Chance, sich bei Venus zu entschuldigen und trifft die Frau seines Lebens gegen Ende des ihrigen. Und ich sagte ihm, fahr zur Hölle und das tat er. Und das war gut so. Unsere Liebe war so gross, die hätte nicht grösser werden können. Nur kleiner. Und ich will mich doch an etwas grosses erinnern. Beide gaben sich noch einmal einen Gutenachtkuss im Wissen, die Liebe ihres Lebens erlebt zu haben - auch wenn sie ihren Weg nicht gemeinsam machten.

Das andere Paar, der Musikprofessor Theo und die Anwältin Helena führen ein Leben in Beruf und Kindergrossziehen. Er hat dem Sex mehr oder weniger abgeschworen, sie versucht es wenigstens ab und zu. Nach Mimis Selbstmord reist Theo nach Griecheland um sich um seinen ehemaligen Schützling zu kümmern. Seine Frau erlebt eine heisse Nacht mit einem Arzt aus dem Nachbarsbüro und folgt nach dieser ihrem Mann nach Griechenland. Dieser hat sich unterdessen von der schönen Kalypso einwickeln lassen, trinkt von ihrer Quelle, hütet ihre Schafe, und teilt mit ihr ihr weiches Lager. Helena gesteht ihm ihren Seitensprung und beide fallen übereinander her.

Wie bei vielen Paaren hat das "auswärts Essen" die Lust aufeinander geweckt. Doch scheinen sie noch nicht so weit zu sein, eine offene Beziehung zu leben - Theo will von den Ideen seiner Frau, Kalypso zu adoptieren, genausowenig wissen wie von der Idee, sich zeitlich aneinander vorbei zu arrangieren.

Ein Film europäischer Produktion - man merkt es an vielen Enden. Mit Sexualität wird sehr offen umgegangen, ein wirkliches Happy End gibt es nicht. Trotzdem ist es dem Regisseur Helmut Dietl gelungen, mögliche Wege der Liebe aufzuzeigen. Mit einer Trennung im richtigen Augenblick kann eine Liebe erhalten bleiben, auch wenn die Wege auseinandergehen. Auch muss die klassische monogame Ehe nicht das Ideal darstellen. Es gibt viele andere Möglichkeiten, wie Menschen miteinander zusammenleben können und diese müssen nicht schlecht sein, so lange sie abgesprochen sind und niemand sich hintergangen oder belogen fühlen muss.

Ich habe während dem Film oft gelacht, manchmal die Stirn gerunzelt, manchmal den Kopf geschüttelt und in den letzten Minuten ein paar Tränen verdrückt. Und ich hoffe, zu gegebenem Zeitpunkt in der Lage zu sein, die Liebe meines Lebens gehenlassen zu können. Nicht alles kaputtzuschlagen, was einen verbindet, sondern das Schöne für die Ewigkeit zu bewahren...

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  • priska@0x1b.ch Re: Vom Suchen und Finden der Liebe
    Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Montag, 19. Juni 2006, 13:28

    Ich fand den Film auch beeindruckend. Allerdings fehlt mir nach wie vor die Antwort auf die Frage, überdauert die Liebe den Tod. Einerseits kann man aus dem Film folgern, dass die Liebe den Tod überwunden hatte - zumal Mimi wie auch Venus sich noch liebten, auch wenn Mimi tot war und Venus alt geworden ist. Andererseits war die Liebe zuwenig stark, dass sie ihn zurück ins Leben holen konnte. Aber vielleicht soll das auch gar nicht sein? Eben damit diese grosse Liebe nicht kleiner werden konnte?

    Witzig war auch, warum Mimi nicht zurückkonnte. Die beiden hatten Streit, weil Mimi sagte, dass der Po von Venus nicht mehr so rundlich wäre. Und Venus interpretierte diese Aussage, dass der Po eben ein Hängepo wäre und nicht mehr so schön wie früher. Irgendwie das klassische Männer/Frauen-Missverständnis :-)

    Wer gerne etwas tiefsinnige Filme hat, dem ist dieser jedenfalls sehr zu empfehlen.