Frauen for dummies IX - extra

Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Donnerstag, 18. Mai 2006, 20:11 aus dem Frauen-verstehen-lernen dept. Heute kommt ein ganz spezielles Ffd. Venty brachte mir vor kurzem ein Buch vorbei. Die perfekte Masche von Neil Strauss so der Buchtitel. Angeblich könne man damit alle Frauen aufreissen. Was in meinen Augen per se schon unmöglich ist, weil nicht alle Frauen gleich ticken und damit nicht jede Frau gleich aufreissbar ist. Ich fing also mit vielen Vorurteilen an, das Buch zu lesen. Und schon nach den ersten Seiten schüttelte ich immer und immer wieder den Kopf. Aber letztendlich war ich doch innert weniger als einer Woche durch mit den 430 Seiten des Buches. Alles gelesen, zum Teil mit kopfnicken, zum Teil mit kopfschütteln, häufig mit Staunen oder Grinsen. Gesamturteil - ein lesenswertes Buch, aber bitte nicht alles so übernehmen, bzw. wirklich lesen und verstehen. Der Schreiber sagt letztendlich nämlich nichts anderes aus, als dass die Masche zwar funktioniert, aber dass man damit eben *nicht* die Beziehung fürs Leben findet. Im Gegenteil. Ich habe während dem Lesen immer Post-it neben mir gehabt und alle Stellen im Buch damit gekennzeichnet, die mir verbloggenswürdig erschienen. Natürlich steht noch viel mehr im Buch und es ist auch zusammenhängender geschrieben, aber Ihr sollt ja auch noch etwas selber tun. Anfangs beschreibt Neil, dass er als Kind bzw. Jugendlicher nie Chancen bei Mädels hatte. Während meiner vier Jahre auf dem College gelang es mir nicht, auch nur mit einer einzigen Frau ins Bett zu steigen. Dann aber wiederum stellt er fest, dass sein Problem nicht war, nie mit einer Frau geschlafen zu haben, sondern dass aus jedem ONS eine Zwei-Jahres-Zweierkiste wurde, weil er nicht wusste, wann die nächste Gelegenheit zu Sex kam. Wer kritisch liest, fragt sich da natürlich schon, ob er nun Sex hatte oder nicht. Und so richtige EFL (ewig frustrierte Loser) hatten wohl auch in höherem Alter noch nie Sex... Dann beschreibt er einen Abend mit Dustin und Paula, die anscheinend einen Freund hatte aber mit Dustin und Neil heimging und Sex mit Dustin hatte. Er sah mich an und fragte, ob ich Kondome dahätte. Ich gab ihm eins. Er zog ihr das Höschen aus und drang in sie ein,.... Klingt schon etwas futuristisch oder? Ich meine, klar kann man auch auf den Mond fliegen, vielleicht gibt es tatsächlich Momente wo sowas passiert. Für mich las sich das aber eher nach "Papier ist geduldig und druckt alles", als für eine wahre Begebenheit. Er traf sich dann mit Aufreissprofis - Mystery und Sin - wobei Sin erklärte, er hätte schon mehr als 60 Frauen flachgelegt, während es bei Mysterys Eroberungen um eine dreistellige Zahl handelte. Mag ja so sein, nur will Mann das? Will Mann über 100 Frauen flachlegen, aber keine Beziehung haben? Und für mich wichtiger, würde ich ein Mann wollen, der schon mit derart vielen Frauen was hatte? Mit einem anderen Aufreissprofi der angeblich mittels Gedankenkontrolle Frauen bezirze, war er in einem Restaurant. Und die Kellnerin, die er so für sich gewann, hatte also nichts anderes zu tun, als dem Aufreisser zuzuhören und ihn anzuschmachten. Wäre jetzt interessant zu wissen, ob die Kellenrin da mitmachte, im Wissen, dass es mehr Umsatz bringt, wenn man die Gäste "lieb" behandelt, oder ob sie wirklich auf den Trick reinfiel. Ganz toll fand ich den Abschnitt, wo er sich eine Glatze schneiden liess und dann in ein Sonnenstudio ging. Als ich schliesslich braungebrannt... Muss ja ein wahnsinnig supertolles Sonnenstudio gewesen sein. Wie sonst schafft man in einmal Sonnenstudio braungebrannt rauszukommen? Mir ist das noch nie begegnet. Solche Aussagen fördern in mir allerdings nicht gerade das Vertrauen, dass das, was geschrieben ist, auch wirklich passierte. Er schreibt, dass Alkohol noch nie jemanden dazu gebracht hätte, etwas zu tun, was er nicht sowieso tun wollte. Und da möchte ich ihm ganz klar widersprechen. Zu häufig tun wir Dinge unter Alkoholeinfluss, die wir ohne Alkohol nie tun würden. Auch wenn wir sie innerlich vielleicht wollten, ohne Alkohol haben wir eine Hemmschwelle, die uns hilft, Dinge nicht zu tun, die uns (oder unserer Beziehung) u.U. schaden. Ein wichtiger Abschnitt fand ich, wo Neil aussagt, dass Girls, die attraktiv und cool sind (sogenannte HB10), häufig ganz normale Frauen sind, meist sogar eher schüchterne Frauen. Nur wagt es niemand sie anzusprechen und daher scheinen sie unnahbar zu sein. Immer wieder kommen im Buch Szenen vor, die ganz klar auf männliches Konkurrenzdenken zurückzuführen sind. Z.B.: Sag dem anderen, alle Frauen kriegen feuchte Höschen, wenn ich mit ihnen spreche. Jeder will der Beste sein, die noch schönere Frau anbaggern und abschleppen (und die nicht so schönen Frauen lässt man einfach wie heisse Kartoffeln unter den Tisch fallen). Sein Leben in der Community (es scheint dort so richtige Aufreiss-Community zu geben, die auch ausschliesslich in den bestimmten Clubs rumhängt, was das übernehmen der Ideen auf hiesige Verhältnisse schon ziemlich erschweren dürfte), liess ihn sämtliche alte Freunde und Bekannte vergessen. Er umgab sich nun noch mit grösseren Losern als er und so war er dann natürlich der Guru. Der King. Er wollte der Megatyp werden, und das ging am besten, wenn man sich mit solchen Losertypen umgab. Und wiedermal schaffte er es einer 19jährigen am ersten Abend mehrere Orgasmen zu verschafffen. Mal davon abgesehen, dass viele Frauen in dem Alter noch keine Orgasmen haben, etwas älter auch nicht häufig Mehrfachorgasmen, ist es wohl sogar noch seltener, dass dies gleich beim ersten Mal mit einem Typen passiert. Diese Sätze hören sich eher an wie von einem pupertierenden und träumenden Teenager, als von einem Mann, der weiss wie Frauen ticken. Es ab im Buch aber auch wunderschöne Abschnitte. Einer über Liebe, die eine frei fliessende Energie sei und die komme und gehe wie es ihr beliebt. Man müsse die Liebe nicht fürchten, weil sie verwundbar mache, man solle sich einfach glücklich schätzen, dass man sie erfahren durfte. Und es gab Momente, wo ich überlegte, ob Neil sogar leicht poly ist. Er traf sich mit mehreren Frauen (deren 8) und jede wusste, dass er noch weitere Frauen hatte, während er auch davon ausging, dass sie noch mit anderen Männern ins Bett gingen. Andererseits war das eben rein sexuell und daher nur bedingt polyfähig. Nachdenklich stimmte mich die Aussage Und so effektiv unsere Techniken anfangs auch sein mögen, einer dauerhaften Beziehung stehen sie doch diametral entgegen. War/ist die perfekte Masche zwar gut für ONS, aber nicht wirklich nutzbar für das was man meistens sucht - nämlich eine feste Beziehung? Der Autor ist eigentlich Journalist für die New York Times. Für den Rolling Stone sollte er dann ein Interview mit Tom Cruise machen, der ausdrücklich Neil als Interviewer verlangte. Es ist allgemein bekannt, dass Tom bei den Scientologen dabei ist. Er brachte Neil dann auch zu den Scientologen um ihm einfach diese Welt noch zu zeigen. Und Neil stellte fest, dass die Aufreissercommunity der der Scientologen gar nicht so unähnlich ist. Ein erschreckender Gedanke. Dass Neil nicht weiss, was polyamory wirklich ist, merkte man gegen Ende des Buches gut, da schrieb er "Wir sind eben polyamourös", stellte er (mit er war Mystery gemeint) fest. "Das führt dazu, dass wir unsere Freundinnen betrügen....". Neil widersprach dem allerdings nicht. Und nachdem er mit Lisa zusammenkam hier seine Feststellung als mein Schlusssatz an alle Frauen for dummies Leser: Der Mann wählt nie die Frau. Er kann nicht mehr tun als ihr die Gelegenheit geben, ihn zu wählen. [Alle Frauen for dummies] Permalink

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