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 Polyamory ist nicht betrügen 
Polyamory Geschrieben von Priska Rubischon am Donnerstag, 21. Juli 2005, 16:53
aus dem Aufklaerungs dept.

In einem deutschsprachigen Newsticker schrieb jemand der anonym bleiben wollte, dass ich Beat betrüge und er (dafür) anfängt Röcke zu tragen. Dieser Rückschluss find ich als solches schon beeindruckend. Zumal dann wohl rund 60% der Männer Röcke tragen müsste, da es Statistiken gibt die Auskunft geben, dass mind. 60% aller Frauen schon mal fremdgegangen sind.

Allerdings ist die Aussage so oder so falsch.

Weder trägt Beat wegen mir Röcke, dies fiel eigentlich eher zufällig zeitgleich zusammen, da wir beide damals über unser Sein und die Gesellschaft nachdachten, noch betrüge ich ihn.

Diese Aussage kommt allerdings sehr häufig, man betrüge jemanden und daher fand ich es an der Zeit wiedermal einen Blogeintrag zu dem Thema zu machen und Aufklärung zu bieten. Betrügen kommt von Betrug und dazu mein Wikipedia:

"Der Betrug ist die Vortäuschung falscher Tatsachen, um ein gewisses Ziel zu erreichen."

Nun, das trifft eben nicht zu. Ich täusche Beat keine falschen Tatsachen vor. Im Gegenteil. Er weiss sehr genau was passiert und ist damit einverstanden. Ein wichtiger Punkt im Bezug auf Polyamory - Ehrlichkeit.

Es geht im Poly-Leben auch nicht darum, möglichst viele Partner zu haben oder gar "durchzuvögeln". Das wär dann eher swingen. Polyamoristen versuchen langfristige Partnerschaften einzugehen. Mit allen die sie lieben. Wobei auch das nicht in Stein gemeisselt ist. Einige gewähren einfach ihren Partnern auch sexuelle Erlebnisse mit anderen - z.B. ONS.

Wichtig dabei ist einfach, dass gegenüber allen Partnern mit offenen Karten gespielt wird. Beat und ich haben uns gemeinsam Grenzen gesteckt, die eingehalten werden müssen. Innerhalb dieser Grenzen suche ich mit dem anderen Partner (den anderen Partnern) einen Weg, der mitunter vielleicht andere Grenzen hervorruft. Ob eine Polybeziehung länger oder weniger lang hält als eine konventionelle monogame Partnerschaft lässt sich kaum klarstellen. Es gibt auch da Beziehungen die "ewig" halten und welche die schon nach wenigen Wochen vorbei sind. Nur dass man in einer Trennung nicht "alles" verliert, sondern noch einen (mehrere) Partner hat, der einem beistehen kann - auch mit gerechtfertiger Kritik.

Ich kann gut verstehen, dass es für Personen die bisher nur Monogamie kannten - weitere Beziehungen nur unter Heimlichkeit und Fremdgehen - schwer zu begreifen ist, dass es auch anderes gibt und anders geht. Aber ich finde es befremdlich, wenn anonyme Leute dann über etwas Unwahrheiten verbreiten, ohne wirklich die Hintergründe zu kennen.

Der Vorwurf des erstgenannten Schreiberlings, dass ich es jedem auf die Nase binde, der es auch nicht wissen will, liegt wohl daran, dass ich von anfang an mit diesen offenen Karten spiele. Und sollte jemand der Wahnsinnsidee verfallen und sich in mich verlieben, wüsste er/sie auch gleich, was das bedeuten könnte. Allerdings zwing ich niemanden, diesen Blog zu lesen, also bindet er/sie es sich selber auf die Nase :-)

Noch zwei interessante Links zu dem Thema:
Poly for dummies - Kleine Hilfe wie man mit Polyamory umgeht
und
With open hands - ein .pdf zum Thema offene Beziehung, aber auch für monogame Leute lesenswert.

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