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 Pleite 
Fotografieren Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Mittwoch, 31. Juli 2013, 08:21
aus dem *us-times-goes-by* dept.

Grosses oje gestern Abend im Bus: Ilford bankrott. Noch vor wenigen Tagen hatte ich einen ihrer Filme durchgezogen und fragte mich gleich, was ihnen wohl passieren wird. Schon mein Vater benutzte fleissig FP4 und HP5, entwickelte in unserem Bad, in meiner Schnupperlehre 1986 wurde der XP2 persönlicher Favorit. Viele meiner Lieblingsbilder sind mit ihm entstanden, jeden Tag blicke ich auf meinem Handy mehrfach auf ein Foto von Nala.

Eine Surfstunde später dann etwas Erleichterung. Noch vor wenigen Jahren teilte sich Ilford in zwei Firmen: Die eine steht in England und fabriziert Film, die Andere in Marly in der Nähe von Fribourg und machte das Tintenstrahlprinterpapier, welches in den späten 90ern als neues Standbein im grossen Ueberlebenskampf der aufkommenden Digitalfotografie angedacht war.

Für das sowieso eher strukturschwache Freiburgerland ist das Verschwinden eines grossen Arbeitgebers eine Katastrophe. Der Versuch, mit einem etablierten Namen etwas zu fabrizieren, was draussen in der Welt millionenfach und zu billigsten Bedingungen gemacht wird, ist gescheitert. Firmen wie HP oder Canon, die nebst dem Papier auch Drucker und kalibrierte Treiber liefern, sind faktisch unschlagbar...

Das, was Ilford ausgemacht hat, lebt (noch) in einer kleinen Nische, die seit dem Wegfall von Kodak massiv weniger Druck ausgesetzt ist. Und ich wünsche mit einem Schluck Egoismus, dass es sie noch lange geben wird.

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