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 "Sie schläft mit ihm im gleichen Bett!" 
Labberfaselbla Geschrieben von Nala Rubischon (Link) am Mittwoch, 27. Oktober 2010, 19:06
aus dem Zeitung-les dept.

so der Titel einer 20 Minuten Herz und Sex Story. Die Frage wie immer kurz gehalten. Die Antwort auch, die Kommentare überschlagen sich dafür. Mitten drin ich selber.

Zitat aus dem Artikel:Hat meine Freundin (25) Besuch von ihrem besten Freund, bleibt er oft über Nacht. Das stört mich nicht, mich nervt aber, dass sie im gleichen Bett schlafen. Ich weiss, dass nichts läuft, trotzdem bin ich eifersüchtig. Meine Freundin will nichts ändern, sie sagt, das würden sie schon seit der Kindheit so machen. Sind meine Gefühle berechtigt?

Wir lassen die Antwort von Dr. Sex weg - die könnt ihr in obigem Link selber nachlesen. Interessanter finde ich, wie die Community darauf reagiert. Und wie ich selber und mein Umfeld reagieren.

Die grosse Masse findet es natürlich unter aller Sau von Knuts Freundin und dass es selbstverständlich (sic!) ist, dass er eifersüchtig wird. Dass es sogar richtig ist. Trennen ist ein Thema, und auch ganz beliebt, es ihr auf dieselbe Weise heimzahlen.

Ja soweit hat es unsere Gesellschaft gebracht. Wenn mein Partner etwas tut, das ich nicht will, zahl ich es ihm mit selber Münze heim. Der muss ja nicht meinen, etwas tun zu dürfen, das mir weh tut. Ich tu dasselbe und freu mich diebisch, wenn es ihn verletzt. Nur - was wenn es ihn nicht verletzt? Dann hab ich was getan, das ich gar nicht wollte und verletze damit womöglich die Gefühl des "missbrauchten" Partners und gar nicht die von meinem eigenen. Dumm gelaufen.

Trennen. Durchaus eine ernstzunehmende Möglichkeit in diesem Falle. Auch wenn ich es etwa früh finde eine Beziehung in Wind zu schmeissen, weil man mit einer Handlung des Partners sich nicht einverstanden erklären kann. Andererseits dürfte es bei den beiden schwierig werden, einen Kompromiss zu finden.

Selber versuchte ich in den Kommentaren die Haltung einzunehmen, dass die Freundin keineswegs im Unrecht ist. Dass ich zwar auch Knut verstehe, nicht aber, dass seine Freundin deswegen etwas falsch macht. Die beiden hätten ein dringendes Kommunikationspotential. Weshalb schläft dieser beste Freund immer in ihrem Bett? Wie häufig ist das letztendlich? Warum immernoch, obwohl sie einen Freund hat, den das stört und sie weiss, dass es ihn stört?

Der Platz an der Seite der Freundin gehöre nur Knut. So viele Kommentare. Ein intimer Ort wird gefälligst nicht mit anderen geteilt. Noch schlimmer, mir wollte einer weismachen, dass wenn der beste Freund am Morgen eine Latte hat und diese auf ihre Klitoris drückt (merkt ihr, dass dem seine Fantasie prächtig funktioniert?), dass dann sehr viel nähe hergestellt wird, die nicht sein darf.

Ich bin immernoch baff über die Reaktionen. Erstaunt darüber, dass so wenige ihre Situation verstehen können oder verstehen wollen. Sie ist böse, er der nette, gute. Keinerlei Blick über den Tellerrand. Ist es wirklich so schlimm, wenn mein Partner neben jemandem anderen schläft? Wenn ich sogar sicher bin, dass zwischen den beiden nichts sexuelles läuft?

Ich erinner mich, dass Beat mit mal erzählte, dass er neben Frau X geschlafen hat. Im selben Bett. Da war ich auch ein Moment sprachlos. Auch ich bin natürlich damit aufgewachsen, dass das böse ist, wenn man in einer Partnerschaft ist. Etwas darüber nachgedacht kam ich aber zum Schluss, dass es doch ok ist im selben Bett zu schlafen. Sie haben ja nicht miteinander geschlafen, sondern nebeneinander. Und wie angenehm ist doch der Schlaf, wenn man auf der einen Seite einen netten Menschen spürt. Da muss nicht zwingend ein sexueller Reiz dabei sein. Einfach das angenehme Wissen, da ist jemand. Sein Atem hören, wenn man kurzfristig nachts aufwacht und beruhigt wieder einschlafen kann. Man ist nicht alleine.

Letztendlich hab ich in den Kommentaren häufig nicht wirklich meine Position wiedergeben können. Die Kommentarfelder sind leider etwas knapp gehalten. Und es ist sehr schwer, nicht allzu emotional zu reagieren. Daher dachte ich mir, ich schreib einfach einen Blogartikel dazu :-)

Erschreckend fand ich einmal mehr, wie selbstverständlich Eifersucht ist. Wieviele diese für angebracht und richtig halten. Auf Facebook schrieb ich dazu Menschen die Eifersucht für gesund halten, halten wohl auch Rückenschmerzen und Krebs für gesund und erntete einen Sturm. Nicht minder der Sturm der Entrüstung im 20 Minuten. Wer nicht eifersüchtig sei, dem sei der Partner egal. Ist der Partner einem egal, wenn man nicht eifersüchtig ist? Kaum. Und entgegen aller Meinung, dass es sogar ein Ausdruck von Liebe sei, wenn man auf den Partner eifersüchtig wird. Es ist halt dennoch nicht so. Und wieviel ist denn "ein bisschen" eifersüchtig? Der Mann der seine Frau und seine Kinder umbringt, weil er verlassen wurde, würde sich garantiert auch nur "höchstens ein klein bisschen" eifersüchtig bezeichnen. Die Frau die ihrem Mann eine Szene liefert, weil er zu spät heimkommt und sie der Meinung ist, dass er es mit einer anderen Frau getrieben hat würde von sich auch behaupten, dass sie nicht eifersüchtig wäre. Zumindest nicht, wenn er sie nicht eifersüchtig machen würde.

Eifersucht lässt sich meiner Erkenntnis nach nicht wirklich regulieren. Wer eifersüchtig reagiert, wird früher oder später mehr eifersüchtig. Klar, der Partner kann es steuern, in dem er versucht alles zu unterlassen, was den anderen eifersüchtig macht. Das kann sogar recht lange gut gehen. Heisst aber auch, dass er sich verbiegen muss. Genau das tun, was der andere will, weil sonst sicher ein Eifersuchtsanfall rauskommt. Aber man ist ja nur ein klein wenig eifersüchtig. Der eine darf keine andere Frau anlächeln. Die andere darf nicht mit anderen Männern alleine reden. Der Dritte darf einfach nie an ein Arbeitsessen mit einer Kollegin. Wir sind halt alle nur ein bisschen eifersüchtig :-)

Nun, was würdet Ihr Knut raten? Ich fand einen Ratschlag geben recht schwierig. Zum einen ja, seine Gefühle sind berechtigt. Sind ja seine Gefühle, die sind immer berechtigt. Zum anderen nein, sie macht deswegen nicht etwas falsch. Wenn es für sie stimmt, mit dem besten Freund im selben Bett zu schlafen, dann ist das für sie erstmal richtig. Was aber, wenn er nicht damit klarkommt? Miteinander reden. Miteinander einen Kompromiss finden. Vielleicht wirklich Trennung, solange es ihr wichtiger ist, mit dem besten Freund im Bett schlafen zu dürfen? Vielleicht von seiner Seite respektieren lernen, dass die beiden das so wollen, und dass das nichts zu bedeuten hat für seine Beziehung zu ihr.

Ein interessantes Thema mit sehr auseinanderklaffenden Meinungen in der Community. Und einmal mehr seh ich, wie weit ich mich schon von den "Normalos" entfernt habe. Auch ich habe schon bei anderen Männern im Bett geschlafen - ohne mit ihnen zu schlafen. Das wär nie in Frage gekommen, dazu fand ich den Mann sexuell sowas von unattraktiv *G*. Ich fand nichts dabei. Es war angenehmer bei ihm im Bett, als auf dem unbequemen Sofa. Gottseidank hab ich hier im Haus allerdings Partner die sowas verstehen und sich keine weiteren Gedanken dazu machen.

Und letzten Endes ist mein bester Freund zum Glück auch mein Ehemann :-)

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • Re: "Sie schläft mit ihm im gleichen Bett!"
    Geschrieben von Edith am Donnerstag, 28. Oktober 2010, 11:13

    Ja, ich hab das auch schon gemacht, mit einem Mann im gleichen Bett geschlafen, einfach so. Und zwar nicht, weil es nicht geklappt hat, sondern es war von Anfang an klar, dass da nichts sein wird. Günstige Übernachtungsmöglichkeit bei Kollegen halt, damals. Ich kann also nachvollziehen, dass das wirklich problemlos möglich ist. Allerdings hatte ich da auch keinen Partner. Und, ich würde es vermutlich auch nicht mehr tun, aus dem einfachen Grund, dass ich gerne Platz habe im Bett, es gerne für mich alleine habe zum Schlafen. Und ich glaube auch, dass ich es aus Respekt meinem Partner gegenüber nicht tun würde.

    Natürlich kann ich Knuts Eifersucht nachvollziehen, es würde wohl jedem/r erstmal so gehen. Ich wäre zumindest auch irritiert, wenn mein Mann mir sowas erzählen würde, obwohl ich kaum Eifersüchtig bin. Ist aber nicht mein eigener Verdienst, ich bin es einfach nicht, war es nie wirklich. Aber ich würde mich schon fragen, warum er das tut, warum er das nötig hat. Und er, das weiss ich, würde es nie tolerieren.

    Also was tun, wenn man diese Eifersucht nicht in den Griff bekommt? Ich wäre für das Gespräch. Har Knut seiner Freundin schon mal gesagt, wie er unter der Situation leidet? Dass er das vom Verstand her zwar nachvollziehen kann, aber das Gefühl sich halt vom Verstand nur beschränkt beeinflussen lässt. Und dann muss er sich überlegen, ob ihm seine Freundin so wichtig ist, dass er diese Situation ev. tolerieren könnte? Desgleichen seine Freundin: Wenn sie weiss, wie sehr ihr Freund unter der Situation leidet, muss sie sich überlegen, wie wichtig er ihr ist, ob sie seinetwegen auf eine ihr liebgewonnene Gewohnheit verzichten kann, oder ob ihr der Kinderfreund wichtiger ist. Immer im Bewusstsein dass, wenn sie ihre Gewohneit, mit dem Kinderfreund im selben Bett zu schlafen nicht aufgeben will, sie in der nächsten Partnerschaft vermutlich vor dem gleichen Problem stehen wird. Und sie wird sich auch überlegen müssen, warum ihr das so wichtig ist. Wem muss sie was beweisen? Oder geht es um Macht?

    Ich denke, dass man sich in einer Partnerschaft gegenseitig entgegenkommen soll. Das muss nicht bis zur Selbstaufgabe gehen, aber wenn jeder nur "sich selber verwirklichen" will, dann funktioniert das nicht. Da müssen beide Prioritäten setzen. Was kann ich ändern oder sogar aufgeben und was ist mir sogar wichtiger als der Partner? Denn wenn man an sich nichts ändern will, dann verlangt man vom Partner, dass er alleine sich anpasst. Das ist nicht fair und funktioniert sicher nicht über längere Zeit. Und dann gilt es, die eigene Vorstellung von Liebe zu überdenken. Davon redet man doch immer. "Wenn du mich lieben würdest, dann..." Ist Liebe etwas das man bekommt, oder etwas das man vor allem auch gibt? Und wie kann man denn seine Liebe zeigen, schenken?

    Ja, es stimmt, Kommentarfelder sind wohl wirklich zu klein ;-)