0x1b - ESCAPE
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 Tagebuch 
Mädchenkram Geschrieben von Maja (Link) am Donnerstag, 17. Dezember 2009, 18:59
aus dem *tipptipp* dept.

Noch ein Tag aus Tamaras Leben.

17. Dezember

Heute war es mega schlimm. Paul traute sich doch tatsächlich noch mich Zuhause abzuholen! Was fällt dem eigentlich ein? Er tat als wäre nie etwas passiert. Da wurde ich sauer. Doch plötzlich erinnerte ich mich an Tanis Vorschlag. Ich beschloss, erst meinen Anfall zu bekommen, wenn Aisha dabei ist. Also ging ich neben Paul ganz normal zu Schule. Als ob ich nichts wüsste.

Ich sah Aisha sofort als wir bei der Schule ankamen. Sie kam auf uns zu und sah ziemlich verwundert aus. Als sie bei uns war fragte sie: "Ich dachte du hast keine Freundin mehr." Das gab mir einen Stich ins Herz. Mir wurde schlecht. Du schafst das schon, machte ich mir selber Mut. Ich versuchte meine Stimme so klingen zu lassen als würde mir das nichts ausmachen. "Ach, hast du das?", fragte ich. Die Frage war an beide gerichtet. An Paul weil er gesagt hatte, dass er solo sei und an Aisha, weil sie das dachte. Paul versuchte empört auszusehen, doch er schaffte es nicht. Ich durchschaute ihn sofort. Er sagte nichts. "Ascheinend nicht", sagte Aisha. Man merkte das ihr das nicht gefiel. "Weisst du was? Er hat wirklich keine mehr. Seit jetzt", zischte ich wütend und lief fort. Ich hörte nicht mehr wie Aisha und er anfingen zu streiten. Ich hörte nicht mehr wie alle johlten als sie ihm eine Ohrfeige gab. Ich fühlte nichts mehr. Da war nichts. Wo ich hinlief wusste ich nicht. Ich lief einfach. Dass mir jemand folgte merkte ich auch nicht mehr. Als ich schon eine Ewigkeit gelaufen war blickte ich auf. Ich war vor einer grossen Lichtung in dem dunklen Wald. Die Lichtung kannte ich nicht. Und dann hörte ich alles wieder. Ich konnte wieder sehen, riechen und fühlen. Da hörte ich auch die Schritte hinter mir und dann drehte ich mich um. Und wer stand vor mir? Aisha höchstpersönlich. "Wenn ich von dir gewusst hätte...", weiter kam sie nicht. Ich brach in Tränen aus. Es ging nicht mehr. Ich heulte alles raus. Wieviel Zeit war vergangen? Stunden oder Minuten? Ich wusste es nicht. Plötzlich merkte ich, dass auch Aisha weinte. Und da wurde mir etwas klar. Wir waren beide belogen worden. Beide konnten nichts dafür. Paul war schuld, nicht wir!

Nach ein paar Stunden, vielleicht waren es auch Minuten, ich wusste es nicht, fingen wir an Rachepläne zu schmieden. Aisha war eigentlich ganz nett. Sie wollte das Paul leidet. Genau wie wir es taten. Plötzlich piepte mein Handy. Ich holte es aus meiner Hosentasche hervor. Eine neue Nachricht von Paul und zwei neue Nachrichten von Tani. Ich lass zuerst die von Tani. Wo bist du???, schrieb sie in der ersten. In der zweiten schrieb sie: Sag bitte wo du bist! Deine Mom macht sich Sorgen. Erst da schaute ich auf die Uhrzeit. Es war drei Uhr am Nachmittag! Wir waren schon Stunden auf der Lichtung! "Ich muss gehen! Meine Mutter sucht mich!", platzte es aus mir heraus. Aisha nickte. "Ja, meine mich sicher auch", sagte sie gedankenverloren. Wir standen gemeinsam auf und liefen stumm durch den tiefen Wald. "Am besten gibst du mir deine Handynummer, dann können wir uns schreiben", sagte sie in die Stille. Ich gab ihr meine Nummer. Und sie mir ihre.

Vor meiner Haustür wartete Tani und meine Mutter. Beide sahen besorgt aus. Jede auf ihre Art. Ich wollte aber nur noch eins. Ins Bett. Mich verkriechen. Aber das ging ja nicht. Ich musste alles erzählen. Tani und Mom trösteten mich. Das war zuviel. Zum zweiten Mal an diesem Tag brach es aus mir heraus. Es dauerte ewig bis ich mich beruhigt hatte.

Mom war extra nett zu mir und als Paul anrief sagte sie, ich sei nicht da. Dann kam er auch noch vorbei. Ich versteckte mich in meinem Zimmer. Meine Mutter war gut im Abwimmeln. Er ging. Später schauten wir zusammen eine Doku über Pandabären. Alles andere ertrug ich nicht.

Morgen muss ich nicht zur Schule. Meine Mutter hat bei der Schule angerufen und gesagt ich sei krank. So fühlte ich mich auch. Krank. Mir war schlecht, ich hatte keinen Hunger und keinen Durst. Wieder fühlte ich nichts. Also ging ich ins Bett. Doch ich konnte nicht schlafen. Immer wenn ich die Auge schloss, sah ich sein Lächeln und seine wunderschönen Augen. Also stellte ich den PC an und ging in alle möglichen Chats. So hatte ich wenigstens etwas zu tun. Um Mitternacht las ich dann Pauls SMS. Er schrieb: Es tut mir ja soo leid. Als Aisha vor mir stand, wurde mir etwas klar. Du bist meine grosse Liebe. Und keine andere.
Als ob ich ihm das Glauben würde. Der will doch bloss ne Freundin.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • blog@thildkroete.de Re: Tagebuch
    Geschrieben von Thilde (Link) am Freitag, 18. Dezember 2009, 16:46

    Boah, Maja, du bist ja richtig fleißig - klasse!