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 Offline - der harte Entzug 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Montag, 13. Juli 2009, 14:33
aus dem zitter-rumtiger-verzweifel dept.

Letzten Dienstag so ca. um 16.45 stellte ich fest, dass ich nicht mehr ans Internet komme. irc weg, Skype weg, Webseiten nicht ansurfbar. Sowas kanns ja mal geben, kein Grund zur Beunruhigung.

Etwas beunruhigter war ich dann später am Abend, als immernoch nichts lief. Und endgültig unruhig war ich am Mittwoch, als klar war, dass wirklich nichts läuft.

Es begann die übliche Odyssee der Fehlersuche.

Erst musste ich im Dorf mal andere adsl-Kunden anrufen um rauszufinden, ob nur bei uns ein Problem besteht, oder im ganzen Dorf. Nur, mach das mal, wenn kein Telefonbuch mehr im Haus hast, weil du ja sämtliche Telefonnummern jeweils im Internet nachschaust *haha*. Netterweise hab ich ja Rechnungen von der Gemeinde und konnte da anfragen, die haben allerdings kein adsl. Immerhin konnte mir der Gemeindeschreiber zwei Telefonnummern raussuchen, von Dorfbewohnern wo ich sicher bin, dass sie adsl haben. Und siehe da, der erste Anruf klappte und ich erfuhr, dass er problemlos ins Internet kommt. Hat sogar extra für mich den Computer gestartet und getestet. Schön für ihn, schlecht für uns :-)

Damit war mein Part vorerst erledigt und Marius war dran - da Beat an dem Tag logischerweise im Ausland einen Einsatz hatte. Wär ja auch zu einfach gewesen, wenn er hier gewesen wäre. Marius machte sich also auf die Suche nach einem adsl-Modem, das scheinbar nicht mehr so einfach erhältlich war. Vor wenigen Jahren, wurden die einem noch nachgeschmissen. Nichtsdestotrotz, Marius hat eines kaufen können und am Abend zuhause dann damit versucht ins Internet eine Leitung aufzustellen. Aber pustekuchen, auch das ging nicht.

So ging Tag 1 ohne Internet zu Ende und es war keine Besserung in Sicht. Inzwischen hatte Beat mit isdn eine Leitung aufstellen können, so dass wir wengistens für teures Geld die Mails von backup-Mailserver runterziehen konnten.

Donnerstag und Freitag waren dann mit Telefonaten und warten gefüllt. Nur unsere Leitung funktionierte trotzdem nicht. Und wie man weiss, was am Freitag um 12.00 nicht funktioniert wird auch am Wochenende nicht gehen, da kein Techie sich am Freitag nachmittag mehr gross um die Probleme bemüht. So gingen Tag 2 und 3 ohne Internet zu Ende und meine Nerven auch.

So und soviel mach ich inzwischen einfach direkt im oder übers Netz. Etwas nachschlagen, eine Bestellung aufgeben, Infos sammeln, SBB-Fahrplan raussuchen, einfach alles hängt irgendwie mit Internet zusammen. Merkt man erst, wenn man kein Internet mehr hat :-O

Das Wochenende war dann also auch internetfrei, bzw. wir haben einfach jeweils für ein bis zwei Stunden via isdn Internet gehabt um wenigstens die Mails auszutauschen. Gähnend langsam, bloss möglichst keine Webseite ansurfen. Skype schon gar nicht. Und so verfloss auch Tag 4 und 5 ohne Internet.

Ich merkte die Entzugserscheinungen. War nervös und kribbelig. Zum einen weil ich kein Internet hatte, zum anderen aber, weil mir dadurch auch sehr stark bewusst wurde, wie abhängig ich schon von dem Zeug bin. Vermutlich geht es jedem Drogenabhängigen wie mir, wenn er sein Stoff nicht bekommt. Ohweia...

Heute Montag kurz vor Mittag dann die Erlösung, Internetleitung steht wieder, wir sind wieder online. Tief ausatmen und und Adrenalin runterfahren.

Ich werde mir allerdings bis nach den Ferien überlegen, wie ich das weiterhin handhaben will. Solch starke Abhängigkeiten sind auf keinen Fall gesund und sollten genauer unter die Lupe genommen werden.

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  • usul69@gmx.li Re: Offline - der harte Entzug
    Geschrieben von Usul (Link) am Montag, 13. Juli 2009, 15:54

    Bei der Gelegenheit gleich mal mit prüfen, warum man eigentlich abhängig vom Atmen ist. Und diese Volksdroge Essen, gegen die sollte auch mal was getan werden! Da hat man schon nach ein paar Tagen Entzugserscheinungen und nach ein paar Wochen stirbt man! Grauenvoll!

    Will sagen: Eine Abhängigkeit ist ja per se erstmal nicht schlimm. Vom Auto ist man auch abhängig, man hat aber genügend Fallback-Möglichkeiten (ÖNV, Fahrrad, per pedes). Deswegen macht sich aber auch keiner nen Kopf und bunkert für Wochen Lebensmittel, weil man von der Mobilität nicht abhängig sein will. Statt dessen Notlösungen. Gibt's beim Internet ja auch, ich weiß nicht, wie das bei euch in den Bergen ist, aber bei uns in D kann man sich für etwas Geld einen UMTS-Stick besorgen, der keine laufenden Kosten verursacht und den man dann am Tag für 3-5 Euro nutzen, mit einer Flatrate. Damit lassen sich ein paar Tage Ausfall elegant brücken (auch wenn natürlich Nachteile existieren).

    Bei uns würde ich aber vermutlich mal eher beim Nachbarn auf dem WLAN mitreiten, so zur Not :)

  • Re: Offline - der harte Entzug
    Geschrieben von Cmdr_Zod am Mittwoch, 15. Juli 2009, 20:42

    Lustigerweise habe ich mir erst kürzlich überlegt wie es wäre, eine (Ferien)-Woche lang ohne Internet (oder gar ohne Computer) zu leben.
    Vielleicht muss ich das Experiment wirklich mal durchführen. Anschliessen weiss ich dann ob ich abhängig bin ;-)