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 Arrivederci Eluana! 
Labberfaselbla Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Mittwoch, 11. Februar 2009, 11:14
aus dem Freiheit dept.

Endlich durftest Du gehen. 17 lange Jahre wurdest Du auf der Erde festgehalten.

Politiker und Kirchenoberhäupter wollten Dich zwingen auf der Erde zu bleiben. Dein Vater hat für Dich gekämpft, dass Du endlich gehen darfst. Nun hast Du gewonnen und bist in Freiheit.

Den Politikern und Kirchenoberhäupter ging es nie um Dich und Deine Wünsche. Die waren ihnen egal, sonst hätten sie respektiert, dass Du so nicht hattest leben wollen. Es ging ihnen lediglich um ihre Macht. Ihre Macht, Menschen zu etwas zu zwingen, das sie nicht wollen. Im Namen Gottes meinte der Papst zu handeln. Ohne Gott wirklich zu fragen.

Keiner dieser Menschen hat gefragt, was es für Dich bedeutet hat. Was wäre gewesen, wenn Du wirklich wieder aufgewacht wärst? 17 Jahre. Man stelle sich das nur mal vor, welch Kulturschock sowas gewesen wäre. Gestern eingeschlafen und heute wieder aufgewacht und alles, aber wirklich alles wäre anders gewesen. Freunde hätten sich verändert, denn Eluana wäre im Kopf ja 19 geblieben, ihr Körper aber zu einer 37jährigen Frau mutiert. Ich glaube nicht, dass man sowas einfach wegstecken könnte.

Zudem hatte sie ja vorher erklärt, dass sie sowas nie möchte. Wird der Wunsch eines Patienten denn inzwischen einfach ignoriert? Bringt es gar nichts, dass ich eine Patientenverfügung erstelle, wenn die Aerzte nachher nicht danach handeln (dürfen)? Ich will nämlich auch nicht jahrelang künstlich ernährt werden, nur damit mein Körper noch in einem Bett liegen bleiben kann. Wenn irreversible Schäden vorhanden sind, wo ist der Sinn, dass man den Menschen am Leben erhält? Erleben tut der Mensch nämlich nichts mehr.

Ich freue mich für Eluana und ihren Vater, dass sie gewonnen haben. Endlich können beide zur Ruhe kommen. Ihr Vater hat ihren Wunsch nach langen Jahren erfüllen können und Eluana geht es wohl auch besser.

Was mich noch beschäftigt. Da sagen die Kirchen, dass wir zu Gott kommen, wenn wir tot sind. Aber wieso wollten sie Eluana nicht zu Gott lassen? Warum wurde ihr jahrelang verweigert, an die Seite Gottes gehen zu dürfen? Wieso wurde sie auf der Erde gefangen gehalten? Gott sagte nirgends, dass wir den Menschen künstlich ernähren sollen, auch wenn der Mensch nur noch im Wachkoma liegt. Zu der Zeit wäre Eluana schon lange tot gewesen und hätte ihre verdiente Ruhe bekommen.

Am Leben erhalten ist nicht immer der Weg einem Menschen seine Liebe zu zeigen. Manchmal ist es Liebe, wenn man den Menschen gehen lässt!

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • Re: Arrivederci Eluana!
    Geschrieben von Bloggerin am Mittwoch, 11. Februar 2009, 19:00

    Da sprichst du ein heikles Thema an.


    Nun ist es ja heute (Eluanas Geschichte einmal ganz aussen vor gelassen) so, dass die Menschen immer mehr selbst bestimmen wollen, wie sie leben und wie nicht- und teilweise auch selbst bestimmen wollen, wann das Leben ein Ende haben soll.

    Für mich hat Sterbehilfe aber nicht nur mit Selbstbestimmung zu tun.Sollte Sterbehilfe grundsätzlich legalisiert werden besteht auch ganz schnell die Gefahr, Menschen, die am gesellschaftlichen Leben, am vermeintlichen Glück und der Produktivität einer Gesellschaft nicht mehr teilnehmen können, zu "eliminieren". Darum ist es auch sinnvoll, Abtreibung und Sterbehilfe im selben Kontext zu sehen.

    Eluana hatte keine schriftliche Erklärung verfasst. Ich glaube sofort, dass sie irgenwann mal in einem Gespräch erwähnt hat, "so" nicht leben zu wollen. Klar, wer will das denn? Wer will denn jahrelang im Koma oder im Wachkoma "leben"? Wohl keiner.

    Wenn eines meiner 5 Kinder mir in einem Gespräch sagen würde, dass es "so" niemals leben möchte würde das für mich aber nicht automatisch heissen, dass ich davon ausgehen würde, dass mein Kind würde sterben wollen und dass ich das Recht hätte, die lebenserhaltenden Maschinen aus zu schalten.