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 Zeppeline 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Montag, 1. Dezember 2008, 08:06
aus dem *luftschiff* dept.

Beni hat sich ein Buch mit den grossen Katastrophen der Weltgeschichte ausgliehen. Ein Artikel handelt vom Brand der Hindenburg in Lakehurst - eine Motivation für Papi, am Samstagabend wieder einmal eine gemütliche Surf- und Lesestunde zu machen.

Im ersten Weltkrieg hatten die Luftschiffe - Zeppeline waren nur Starrluftschiffe aus dem Zeppelinwerk am Bodensee - erstaunliche Erfolge erzielt. Auch wenn sie eine begrenzte Lebensdauer hatten, so eigneten sie sich zu Beginn für Angriffe, später für Aufklärungsflüge. Interessanterweise finden sich fast keine Referenzen in der üblichen Literatur darüber, auch wenn über 100 Luftschiffe gebaut und eingesetzt wurden.

Nach dem Krieg wurde weiter experimentiert. Den Deutschen wurde der Bau grosser Luftschiffe verboten. Eine Ausnahme war eine Reparationsabgeltung an die Amerikaner, die einen grossen Zeppelin bestellten. Um das Luftschiff nicht als Kriegsmaterial zu exportieren, wurde es mit Kabinen für Passagiere ausgerüstet. Die Zeppelinwerke liessen es sich nicht nehmen, das Schiff in die USA zu fliegen und erzielten mit diesem Flug ein grosses Aufsehen.

Auf dieses Amerikaluftschiff folgte die Graf Zeppelin, von der es auf Youtube einen wunderbaren Film mit Bilder ihrer grossen Fahrten zeigt. Für mich ganz besonders faszinierend sind die Bilder aus dem Zeppelin, wie er den Churfirsten entlangschippert.

Als zweites, grosses ziviles Luftschiff wurde die Hindenburg gebaut. Auch sie sollte für den Liniendienst Frankfurt Lakehurst eingesetzt werden, verbrannte jedoch schon nach kurzer Einsatzdauer bei der Landung in den USA. Finaler Endpunkt setzte Herrmann Göring. Er war von den grossen Schiffen nicht angetan, seine Welt waren die Flugzeuge - und die Reitstiefel mit Sporen wie auch endlos viele Orden, wie die Geschichte berichtet.

Nach dem Krieg war die grosse Zeit der Zeppeline bereits vorbei. Das Know How verloren, die Flugzeuge schon so erfolgreich, dass sie die Nordatlantikroute fliegen konnten.

Kommerziell gesehen war der Transatlantik Liniendienst mit den beiden Graf Zeppelin und Hindenburg ein Flopp. Die umgerechnet rund CHF 16'000 für eine Ueberfahrt von Frankfurt nach New York deckten knapp die Hälfte der tatsächlichen Kosten, der Rest musste vom Staat subventioniert werden.

Die Zeppeline konnten rund 120km/h fahren, die Gipfelhöhe von rund 1000m erlaubte es nicht, das schlechte Wetter zu überfliegen. Wetterprognosen waren noch recht mangelhaft und so wurde jede Fahrt zu einer Herausforderung.

Und doch, ich würde sofort diesen Weg wählen, wäre er heute noch zu haben. Zwei, drei Tage ruhig über den Atlantik zu schippern, ein Bett in der Nähe, vielleicht noch etwas Charleston tanzen in der Bar - das ist definitiv nicht mit einem heutigen Flug zu vergleichen. Heute ist man acht Stunden eingepfercht zwischen zwei, dreihundert anderen Leuten und wartet, bis es vorbei ist. Früher war doch alles besser :-)

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