0x1b - ESCAPE
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 Bewerbung gerettet 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Mittwoch, 5. November 2008, 09:16
aus dem *aus-der-S9* dept.

Wieder einmal ein Morgen, der einem Montag alle Ehre gemacht hätte. Erst musste ich einen Server flicken, dann zickten die Schuhbändel und ich musste meine Reserveschuhe anziehen. Sprinter weg, Umweg über Mühlehorn in den Intercity nach Zürich. So kam es, dass ich um halb acht im Bahnhof in die S9 sprintete.

Gerade noch einen Platz frei, in der ersten Reihe. Ich sitze normalerweise eher in der Mitte des Wagens - da zieht es weniger und die Federung ist bedeutend komfortabler.

Meine Nachbarin trug ein schwarzes, ärmelloses Kleid über sichtlich teuren Strumpfhosen. Auf ihrem Schoss ein wildes Bündel aus einer dicken Jacke, einer prallvollen Handtasche und einem Sprüngli Sack.

Sie zauberte ein Birchermüesli hervor und kämpfte damit, dass wir Menschen nur zwei Hände haben. Mein Angebot, ihr etwas zu halten, lehnte sie mit einem Lächeln ab. Trotzdem kamen wir ins Gespräch, sie erzählte von den drei Sorten Birchermüesli, von der eine viel zu viele Beeren enthält und von den Wahlen und die recht chaotische Berichterstattung in den verschiedenen Pendlerzeitungen. Ich verzieh ihr das Baslerdeutsch und freute mich ab dem direkten Blick zwischen uns.

Nach Stettbach war das Birchermüesli weg und ein Lippenstift inklusive Pinsel kamen aus der Handtasche. Ich erinnerte mich einmal mehr an den Satz Frauen werden Dich eher beim Masturbieren zugucken lassen als beim Schminken und musste grinsen.

Gegen Schwerzenbach verabschiedete sie sich und ging Richtung Ausgang. Halt. Da stimmt doch etwas nicht. Ich folgte ihr und erwischte sie bei der Türe. Ihre Riissverschluss isch no offe!

Der war wohl heute Morgen offen geblieben. Blankes Entsetzen, eine Bekannte von ihr half ihr dann, den Verschluss zu schliessen. So frech, ihr zu helfen, war ich dann doch nicht ;-)

Mit einem erleichterten Tanke, das hätti mir s'Bewerbigsgspröch ja schön vermasslet! verabschiedete sie sich noch einmal und hastete zum Bus. Ich drücke ihr die Daumen, dass ihr der Job gefällt und sie ihn bekommt!

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