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 Les Vertes 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Samstag, 8. September 2007, 21:16
aus dem *im-zug* dept.

Mein Heimweg von Valencia nach Hause schloss ich mit einer Zugfahrt von Genève Cointrin nach Zürich ab, wo mich meine Familie mit Freude empfangte. Doch schon in Genf selbst war die Ruhe vorbei - die welschen Grünen stürmten den Zug um vor dem Bundeshaus gegen AKWs zu protestieren.

Ich war ganz leise. Ich glaube nicht, dass es gut gekommen wäre, ich hätte meinen vorangehenden Flug von Valencia nach Ginebra - den ich übrigens sehr genossen habe - angedeutet. Und schon gar nicht meinen Einsatz, welcher irgendwann eines der vielen Puzzleteile im 33rd Americas Cup sein wird. Und vermutlich wäre es noch schlimmer gekommen, ich hätte meine Ansichten zu dem Thema auf den Tisch gelegt...

Auch wenn ich mich nicht überall mit den Zielen der Grünen identifizieren kann, so bewundere ich ihren Elan und Einsatz. Irgendwie war es faszinierend zuzusehen, mit welcher Freude sie sich dieser Sisiphusarbeit stellten. Die meisten scheinen sich zu kennen, selbst der Reporter der WOZ wurde von vielen per Du begrüsst. Wie stier sich da eine typische Versammlung einer SVP anfühlen muss, bei der sichtlich Krawattenpflicht herrscht und letztendlich auch nur getrunken wird. Uebrigens auch eine Partei, die meine Interessen nur am Rande abdeckt.

Ein Mädchen ist mir besonders aufgefallen. Vielleicht 20, akademische Laufbahn. Ein paar Kilo zu viel, dafür ein überaus hübsches, äusserst lebhaftes Gesicht, hinter einer perfekt passenden Brille. Auch sie sichtlich Mitglied bei Les Vertes. Doch das idyllische Bild wurde gestört: Ein Harley Davidson T-Shirt und die Alu Cola Dose passten einfach nicht dazu. Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis sie mit derselben Ueberzeugung wie der grauhaarige Mann, der mit dem WOZ Reporter sprach, Argumente darlegen kann.

Auch hier - ein paar wenige denken wirklich, viele laufen einfach mit. Und überlegen sich genausowenig was sie anstellen wie all die "Normalos". Dabei ist es doch das Einfachste der Welt, sein Leben in die Hand zu nehmen und sich jeweils zu überlegen, ob das jetzt gut ist was man macht. Manchmal ist ein Kompromiss nötig, manchmal lohnt es sich Strapazen auf sich zu nehmen und etwas anders anzupacken. Warum tun sich nur so viele Leute schwer damit?

Zugegeben, mir wäre es mit 20 oft besser gegangen, ich wäre einfach naiv durchs Leben gewatschelt. Aber ich bereue es nicht, schon damals versucht zu haben, hinter die Dinge zu gucken. Vieles erkenne ich zwar erst heute, aber ich muss mir nie den Vorwurf machen, einfach nur Mitläufer gewesen zu sein.

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