Umweltfreundlichkeit wird bestraft
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Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Freitag, 23. März 2007, 14:44
aus dem grmpf dept.
Ausnahmsweise durfte ich mal eine Geschäftsreise für Beat organisieren. Er muss nächste Woche am Mittwoch nach Brighton um bei einem Kunden Support zu leisten.
Nichts leichter als das, dachten wir uns. Zug nach London sollte es ja geben und Herr SBB findet auch Verbindungen dahin. Mit etwas suchen, fand ich sogar Verbindungen von London nach Brighton. Und da Beat momentan eher ferrophil ist und fliegen eh keinen Spass macht, mit den heutigen Sicherheitsmassnahmen, schnappte ich mir die beiden Verbindungen von und zu London und fuhr nach Ziegelbrücke um Billette zu kaufen. Frau Ziegelbrücke ist es sich gewohnt, dass wir komplizierte Tickets wollen und nimmt sich jeweils viel Zeit und bemüht sich, den günstigsten Tarif zu finden. Was wir wiederum belohnen, indem wir diesen Bahnhof berücksichtigen und komplizierte Billette stets da kaufen (was ihnen ja wiederum gutes Geld einbringt).
Nun Frau Ziegelbrücke meinte schon vorab, dass es relativ teuer wäre, was mich aber nicht schockte, ist ja auch eine weite Reise. Gemäss Fahrplanauskunft rund 10 Stunden. Sie suchte dann alles raus und meinte irgendwann, dass allein die Reise Paris-London mit dem Eurostar 363.- Schweizer Franken koste. *urks* hmm. Teuer, ob das Beat recht ist... Ich rief ihn dann an und es haute auch Beat fast aus den Socken (gut trägt er vorwiegend Strumpfhosen *G*). Wir beschlossen dann, dass ich mit den genauen Zahlen heimgehe und alles nochmal mit ihm anschaue. Frau Ziegelbrücke erklärte auch noch, dass z.B. bei Kuoni eine Flugreise Zürich-London-Zürich für 550.- zu haben ist. Während die ausgerechnete Reise mit dem Zug 987.- teuer zu stehen käme.
Zuhause dann machte ich mich über Google her. Wir wussten, es muss noch Fährverbindungen geben. Ist es irgendwie machbar, dass man mit Zug und Fähre nach England kommt? Es ist möglich. Nur um mit Zug und Fähre nach Brighton zu kommen, braucht man wesentlich länger als einen Tag. Entweder man erreicht die Fähre in Calais/Dieppe/Ostende oder man kommt von Dover/Newhaven/Ramsgate via London nach Brighton. Beides zusammen schien ein Ding der Unmöglichkeit.
Nach vielem Suchen verlegte ich mich dann mal auf die Suche nach geeigneten Flügen. Auch da ist das wie eine Lotterie. Welche Gesellschaft ist billig, welche fliegt wohin? Zu welchen Zeiten und wo hat es überhaupt noch Platz? London hat 6 Flughafen, die von verschiedenen Gesellschaften zu verschiedenen Zeiten angeflogen werden. Da Beat in Süden muss, wär Gatwick oder Heathrow ideal gewesen. Ab Zürich fand ich aber nur sinnvolle Verbindungen die via Luton oder Stansted geflogen wären. Von beiden Orten aus sind es über 2 Stunden Zugfahrt nach Brighton.
Man tut ja sonst nichts, und daher schaute ich mal bei Easy Jet vorbei, die aber noch nicht London ab Zürich anfliegen. Dafür ab Basel oder Genf. Von Basel aber eben wieder nur die oberen beiden Flughafen. Dafür kann man von Genf aus nach Gatwick fliegen. Etwas teurer, als von Basel nach Luton (was man für den Spottpreis von rund 80.- tun könnte!). Ich suchte wiederum die sinnvollsten Zeiten raus, denn Beat muss ja erst von Obstalden nach Genf kommen, einchecken und umgekehrt nachher wieder nach Obstalden kommen.
Nach Absprache mit ihm hab ich dann die beiden Flüge gebucht - "Visa, die Freiheit nehm ich mir". Erst gibts eine umweltfreundliche Fahrt nach Genf, dann einen umweltschädlichen Flug nach London und da wieder eine umweltfreundliche Fahrt nach Brighton :-) Druckte noch die Fahrpläne für die Fahrt Gatwick - Brigthon in ein .pdf und übergab das dann alles Beat. Hotel hatten wir schon letzte Woche gebucht, da Brighton momentan gut besucht ist und wir sicher sein wollten, dass er einen Schlafplatz hat. Wer hätte denn geahnt, dass die Hin- und Rückreise auch kompliziert wird.
Beat kann nun für 580.- nach London und zurück fliegen, ist somit wesentlich kürzer unterwegs, als wenn er den Zug nehmen würde, und spart dabei erst noch fast die Hälfte an Kosten. Da frag ich mich echt, wie man da umweltfreundlich reisen soll. Es kann ja nicht sein, dass man mit der angeblich umweltfreundlichsten Reisevariante wesentlich mehr zahlen muss und auch viel länger unterwegs ist, als wenn man die umweltschädlichste Variante nimmt.
Sorry, aber da bleibt einem nichts übrig als zum Umweltsünder zu werden. Selbst wenn man die Umwelt schützen will, man kann es nur, wenn man ganz viel Geld und Zeit hat. Und nein, es soll niemand was von MyClimate schreiben. Ich will nicht für irgendwas Geld zahlen, wo dann vielleicht eventuell wenn man Glück hat, etwas co2 neutrales gefördert wird. Wir hätten direkt die Umwelt schonen wollen und die Zugreise buchen. Er hätte ja sogar die längere Reisezeit in Kauf genommen. Aber gleich das doppelte zu bezahlen? Das wird kaum ein Kunde bereit sein.
Achja, natürlich hab ich auch die Variante Auto angeschaut. Die wär nicht mal so teuer gewesen, Fährverbindungen sind auch für Autofahrer preiswert, aber Beat hätte mindestens 8 Stunden Autofahrt bis zur Fähre auf sich nehmen müssen. Was auch nicht so toll ist, wenn man alleine unterwegs ist. Und England fährt bekanntlich auf der falschen Seite ;)
So wünsche ich jetzt Beat einen angenehmen Flug, hoffe, dass er in London nicht allzuviel Scherereien am Flughafen hat und dann viel Spass in Brighton - der Stadt der Lesben und Schwulen und schrägen Leuten :-) Und das mit dem umweltfreundlich(er) sein verschieben wir bis nach England.
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von Sille am
Freitag, 23. März 2007, 18:06
Den Eurostar gibt es schon noch deutlich guenstiger... (das uebliche halt - wenn man halbwegs rechtzeitig bucht und sich festlegt, kostet es weniger, zB 50 Euro statt 230 Euro). Beim naechsten mal vor dem Besuch bei Frau Ziegelbruecke bei http://www.eurostar.com/ vorbeisurfen :).
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am
Freitag, 23. März 2007, 19:06
ja vorallem müsste man das eben früher wissen ;). Bei Frau Ziegelbrücke im Computer gabs nur noch Business, weil Beat zu alt oder zu jung ist bzw. am falschen Tag den Zug benutzen wollte. Ich hoff mal das nächste Mal wird es keine Feuerwehrübung. Wenn man das mehrere Wochen voraus planen kann, kann man sicher schlauere und günstigere Verbindungen raussuchen.
Hab die Eurostar-Webseite nun auch in den Bookmarks ;-)
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von maol (Link) am
Freitag, 23. März 2007, 22:33
Na sowas, nächste Woche bin ich auch in London. Da wir näher am Flughafen wohnen (und ich früher gebucht habe), kostet es mich sogar nur 460 Franken oder so mit der Swiss nach London City. Deshalb kommt mich Corinne am Wochenende besuchen, und wir reisen zusammen am Sonntagabend wieder nach Hause :-)
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am
Samstag, 24. März 2007, 17:28
Das mit dem Vorausplanen ist so eine Sache: Wenn Du in einem jungen, dynamischen und flexiblen Betrieb arbeitest, ist Planung ein Problem.
In einem grossen und schwerfälligen Betrieb geht das bestimmt viel besser ;-)
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von maol (Link) am
Sonntag, 25. März 2007, 21:49
Supportfälle lassen sich selten planen, das ist unabhängig von der Grösse des Betriebs!
Wenn man sie besser voraussagen könnte, würde man sie stattdessen ausserdem sowieso gleich vermeiden wollen, und hätte dann gar keinen Grund mehr zur Reise.
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von Cmdr_Zod am
Samstag, 24. März 2007, 16:37
Flugbenzin ist im Gegensatz zu anderen Treibstoffen steuerfrei, der Treibstoffverbrauch pro Kilometer und Person entspricht in etwas dem eines Personenwagens (Das sind die Angaben die das Web hergegeben hat). Bei geschätzten 800-900 Kilometer würde dass schon etwas ausmachen (aber sicher nicht mehrere 100 Franken).
Ich war übrigens erstaunt wie schnell man nach London gelangt, ich hätte mit einer wesentlich längeren Fahrzeit gerechnet (dürfte allerdings auch eine Paradestrecke der Bahn sein).
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Re: Umweltfreundlichkeit wird bestraft
Geschrieben von P2501 (Link) am
Montag, 26. März 2007, 17:12
Es wird diesen Sommer mit der Bahn ein ganzes Stück schneller, nämlich wenn die Neubaustrecke Strasbourg - Paris eingeweiht wird. Zudem kommen dann die Züge aus Zürich nicht mehr in Paris Lyon sondern in Paris Est an, welcher gleich neben Paris Nord liegt (wo die Eurostars abheben... äh -fahren). Noch schneller wirds, wenn die Neubauschtrecke Dover - London fertig wird. Da fährt der Eurostar bis jetzt nämlich über alte, rumpelige Standardgeleise.
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