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 Polyamor in Angst 
Polyamory Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Freitag, 12. Mai 2006, 20:23
aus dem warum? dept.

Im Oktober schrieb ich schonmal davon. Verlustangst ist eines der Gefühle mit dem wohl sehr viele Menschen immer wieder zu kämpfen haben. Einige kommen besser damit zurecht, andere weniger.

Ich gehör komischerweise zu Letzteren. Das warum ist mir allerdings nicht klar. Man sagt, Verlustangst kann kommen, wenn man in der Kindheit Verluste erlitt, oder wenn im Teenageralter und nachher Beziehungen "schlecht" auseinander gingen. Schön und gut, aber bei mir war weder das eine noch das andere der Fall.

Natürlich hatte ich vor Beat Beziehungen die auseinander gingen. Aber nicht irgendwie so, dass ich da mit Verlustangst konfrontiert worden wäre - zumal die Angst schon vorher vorhanden war. In meiner Familie ist aber auch nichts derartiges vorgefallen, das diese Angst verständlicherweise geschürt hätte. Meine Eltern waren zeitlebens zusammen, ich wurde nicht vernachlässigt (vermutlich eher das Gegenteil) und ich hatte auch sonst nie jemanden verloren.

Nun Ursachen scheine ich keine zu finden, aber so einfach damit umgehen geht irgendwie auch nicht. Ich weiss, dass ich mir einfach immer wieder sagen muss, dass mich meine Partner nicht verlassen. Nicht solange sie das nicht von sich aus wollen und wenn, dann könnte ich sowieso nichts mehr machen. Aber mein Bauchgefühl ist da ganz anderer Meinung und muckt häufig schon bei Kleinigkeiten auf. Inzwischen krieg ich das zwar hin, dass ich mir bewusst mache, dass das diese Verlustangst ist, die eigentlich gar nicht nötig ist, weil sich mein Partner nur für kurze Zeit von mir trennt - z.B. um etwas zu unternehmen, wo mir sowieso keinen Spass macht. Und dass ich die Angst einfach zulasse, sie auch ausspreche, aber mich nicht beherrschen lasse und vorallem dürfen sich meine Partner nicht davon beherrschen lassen. Aber bereits da wird es schwierig. Sollen sie etwas tun, wo ihnen Spass macht, in mir aber eine Angst auslöst (die ja durchaus auch mal Kurzschlussreaktionen auslösen kann, was dann nicht wieder gutzumachen ist) oder gehen sie auf meine Angst ein und lassen die Unternehmung eben sausen, damit meine Angst vergeht und ich ruhig werde.

Ein einfacher Weg da raus wär, dass ich mir endlich glaube, dass ich gut bin. Dass mich meine Partner lieben wie (und weil) ich bin. Dass sie nicht darauf aus sind, einen besseren Menschen zu finden um mir dann schnellstmöglich den Schuh zu geben. Und warum glaub ich mir das nicht? Warum mein ich immer, ich wäre eh nichts wert? Zwei super Fragen - aber keine Antworten dazu...

Der etwas schwerere Weg bin ich unterwegs. Immer wieder in die Situation kommen und sie aushalten. Brücken über die Schluchten bauen, Umfahrungen um die Probleme bauen, aber auch Aussprachen wählen und nicht als "Gewinner" (er geht nicht weg) dastehen. Die Schritte sind allerdings so klein, dass ich es so empfinde, als ob ich keinerlei Fortschritte vermelden kann.

Auch wenn es jetzt den Anschein erweckt, als ob hier immer nur Probleme bestehen und unser polyamoureuses Leben eher negativ abläuft - das täuscht. Ich möchte mit meinen Beiträgen vorallem aufzeigen, dass auch polyamoureuse Menschen nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen erleben. Im Gegenteil, es heisst wesentlich stärker an sich arbeiten, weil man nicht einfach "ich bin halt so" sagen kann. Es gilt gemeinsam Wege zu finden, dass jeder seine Bedürfnisse abgedeckt kriegt, ohne dass ein anderer darunter leiden muss.

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  • lebefrau36@yahoo.de Re: Polyamor in Angst
    Geschrieben von Lebefrau (Link) am Samstag, 13. Mai 2006, 17:13

    ...da sind wir ja wieder bei demm Thema, dass mich immer so nachdenklich stimmt.....
    :-)
    Wenn ich in meinen füheren Antworten zu diesem Thema immer wieder nachdenklich wurde, dann deshalb weil ich oft dachte, vielleicht wäre Polyamor die richtige Form des Lebens für mich--bei meinen Verlustängsten.....
    Ich habe aber dann gedacht, dass das "Teilen" für mich schon deshalb nichts ist, weil ich eben genau DAS habe, Verlustängste....
    Verrückt irgendwie......
    Ich bewundere dich und glaube ehrlich gesagt nicht, dass das unbedingt mit deinem Selbstbewusstsein etc. zusammenhängt, ich denke vielmehr, dass das absolut MENSCHLICH ist!
    Also.....nimm das vielelicht einfach mal so an, wie es ist, nicht alles lässt sich mit Verlustängsten erklären.
    Ich drück dich!
    Nadja


    • priska@0x1b.ch Re: Polyamor in Angst
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Sonntag, 14. Mai 2006, 10:23


      Ich habe aber dann gedacht, dass das "Teilen" für mich schon deshalb nichts ist, weil ich eben genau DAS habe,

      Ist ja momentan hier so, dass ich nicht "teile" sondern eher das Gegenteil fuer meine Verlustaengste mache. Ich multipliziere. Ich muss jetzt nicht nur um eine Person (Beat) Angst haben, nein ich war so bloed und hab mir einen zweiten Menschen angelacht, den ich ueber alles liebe und um ihn (Marius) Angst haben kann. *määää*. Andererseits hilft es auch damit umgehen zu lernen, da einer da ist, der mit mir reflektieren (pha cooles Wort :-) kann, wenn der andere weg ist. Und damit mir nicht langweilig wird, sind hin und wieder auch mal beide weg. Letztendlich soll man ja lernen, alleine auszukommen und keine Verlustangst zu haben.

      Allerdings denke ich nach wie vor nicht, dass Verlustaengste menschlich sind. Oder zumindest, dass man sie nicht haben muss. Ist wie Rueckenschmerzen. Sind auch menschlich und trotzdem will man sie nicht, oder sucht eine Therapie dagegen.

      Danke fuer Deinen lieben Beitrag, ich werd mal weiterschauen, was noch aus mir wird :-)

  • bubenmami@web.de Re: Polyamor in Angst
    Geschrieben von Loretta (Link) am Sonntag, 14. Mai 2006, 08:10

    Hallo Du Liebe,

    erstmal alles Liebe zum Muttertag :o)

    Dann zu den Verlustängsten, ja da muss ich mich meiner Vorschreiberin anschließen, sie hat es im grossen und ganzen ganz gut beschrieben wie ich auch fühle.

    Wenn Du allerdings wissen möchtest woher diese Ängste kommen, denn ich denke nur menschlich ist es sicher nicht, dann versuchs doch mal mit einer Therapie (ich weiss viele bekommen bei dem Wort einen Schreianfall, ich bin aber der Meinung das fast jeder Mensch eine machen sollte), wenn das aber so gar nicht Deins ist wie wäre es mit einer Familienaufstellung??

    Meine Freundin hat das mal gemacht und das finde ich extrem interessant, ich möchte das auf jeden Fall auch mal machen!!

    Also wie auch immer ich drück` Dich und lasse einen lieben Gruss hier!
    Loretta


    • priska@0x1b.ch Re: Polyamor in Angst
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Sonntag, 14. Mai 2006, 10:25


      einer Therapie (ich weiss viele bekommen bei dem Wort einen Schreianfall,

      Schreianfall nicht gerade. Ich hab mir das auch schon ueberlegt. Problem ist, dass man einen guten Therapeuten braucht. Und die findet man so gut wie gute Informatiker oder gute Automechaniker. Naemlich fast gar nicht :-/ Und hier in der Naehe wuesste ich jetzt auch niemand, der schon bei einem Therapeuten war und gute Erfahrung gemacht hat. Also nichts mit Vitamin B(eziehung)...

      Was ist denn eine Familienaufstellung?

      • Re: Polyamor in Angst
        Geschrieben von Familienstellerin:) am Montag, 15. Mai 2006, 09:30

        www.lebenstraining.ch/familienstellen.htm

        • bubenmami@web.de Re: Polyamor in Angst
          Geschrieben von Loretta (Link) am Montag, 15. Mai 2006, 19:50

          Ja :o) genau das ist es, da kam mir einer zuvor ;o)