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 Eis, zwei nie elei 
Polyamory Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Donnerstag, 30. März 2006, 21:39
aus dem nie-allein dept.

Beat war die Tage etwas unterwegs um sich von der alten Stelle zu erholen und neue Kräfte für kommende Stelle zu sammeln. Das bedeutete auch, dass er einige Zeit wegfuhr und mich "alleine" liess.

Früher war das für mich sehr problematisch. Ich bin nicht gerne alleine. Schon gar nicht nachts. Und auch wenn die Kinder ja noch hier sind, ich wäre doch alleine im Bett gelegen. Viele Menschen tun das täglich, müssen es, weil kein Partner (mehr) da ist. Klar schafft man auch das. Und man gewöhnt sich wohl auch daran. Aber ich fühle mich dabei dennoch unwohl.

Nun war hier aber alles anders. In der Zeit wo Beat weg war, war immernoch Marius hier. Es war also einfach eine Zeit, wo Beat nicht hier war, aber ich nicht alleine.

Polyamores Leben hat also wiederum einen Vorteil zutage gebracht. Man kann diese Situation z.B. auch noch erweitern. Wenn mehrere Partner zusammenleben ist immer jemand da, man ist nicht alleine und hat jemanden an dem man sich abstützen kann, wenn man glaubt nicht alleine weiterzukommen. Wer die Einsamkeit sucht, wird sie natürlich dennoch finden. Wenn nun also Beat nicht nur in Urlaub gefahren wäre, sondern z.B. (tödlich) verunfallt, ausgezogen wegen Auseinanderleben oder sonstwas in der Richtung wär, wär der Zurückbleibende (also ich) eben nicht alleine, sondern er hätte ein Beziehungsnetz, das ihn auffängt.

Noch besser wärs wohl, wenn mehr als drei Personen beteiligt sind, andererseits gibt das natürlich wiederum andere Probleme. Und das grösste Problem - zu wem könnte der weggehende Partner hin, wenn er wen zum Reden braucht? Aber auch da gäbe es sicher Möglichkeiten, die mir heute noch gar nicht so bewusst sind.

Obiger Vorteil wurde mir ja auch erst diese Tage wieder so richtig bewusst, weil ich endlich mal ruhig blieb, obwohl Beat weg war. Wenn wir also durch ein solches Beziehungsnetz die Möglichkeiten haben, unsere Partner loszulassen, dann könnte das so manche endgültige Trennung ersparen. Eben weil der Partner mehr Freiheiten hat und nicht genötigt ist, stets da zu sein.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • klaus-dieter.metzmacher@cern.ch Re: Eins, zwei nie allein
    Geschrieben von Klaus am Donnerstag, 30. März 2006, 22:42

    Hallo Priska,

    Und das grösste Problem - zu wem könnte der weggehende Partner hin, wenn er wen zum Reden braucht?

    Ich sehe da kein so grosses Problem. Wenn der Partner abgelebt ist, dann braucht er im Jenseits niemand zum Reden, nehme ich mal an. Wenn er weggeht wegen Auseinanderleben, hat er vielleicht schon jemanden Neue(n) und spricht mit der Person. Wenn er geht, weil total gefrustet, dann geht er in die nächste Kneipe, säuft sich einen an und spricht mit dem Nächstbesten der seiner Geschichte zuhören will ;-). Jedenfalls ist das dann ein ganz normales Problem und hat nichts mehr mit Poly zutun.

    Wie wär’s denn, wenn im hypothetischen Fall die 'weggehende' Person nicht weggeht sondern eine Person vom anderen Geschlecht mit in die Grossfamilie einbringt? Oder also ganz einfach, wenn Beat oder Marius noch eine (warum eigentlich nicht jeder von beiden eine andere?) mit einbringen würde? Dann wären praktisch immer wenigstens zwei Personen zu Hause zum nichtalleinsein.

    Liebe nachdenkliche Grüsse
    Klaus


    • priska@0x1b.ch Re: Eins, zwei nie allein
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Freitag, 31. März 2006, 16:21


      sondern eine Person vom anderen Geschlecht mit in die Grossfamilie einbringt? Oder also ganz einfach, wenn Beat oder Marius noch eine (warum eigentlich nicht jeder von beiden eine andere?) mit einbringen würde?

      Wenn die Person in unseren Kreis passt, waer das ganz sicher der "Idealfall". Wobei auch sowas erst entstehen muesste. Marius war auch nicht von Anfang an Mitglied der Familie, das ist irgendwie einfach entstanden. Aber eigentlich wuerd ich das glaub ganz toll finden, wenn eben auch noch andere da sind. Zum einen weil man dann eben weiss, dass noch jemand hier ist, zum anderen, weil dann auch Beat und/oder Marius zusaetzlich noch jemand haetten.

      Ob das wirklich mal klappen wird, steht in den Sternen. Es ist gar nicht so einfach, eine Frau zu finden, die dies auch so leben moechte. Oder wir haben bisher einfach die falschen kennengelernt. Momentan glaub ich nicht daran, aber ich hab vor Jahren auch nicht daran geglaubt, mal poly zu leben ;-)

  • thomas@tuxpeople.org Re: Eis, zwei nie elei
    Geschrieben von Thomas (Link) am Freitag, 31. März 2006, 09:38

    Ich schreibe hier ja nicht oft einen Kommentar ;), aber jetzt muss ich einfach irgdenwie. Ich hoffe ich hab nix falsch verstanden.

    Ich muss sagen, dass ich euren Mut bewundernswert finde, in einer von Monogamie dominierten Gesellschaft eine Nicht-Monogame Beziehung zu führen (und auch noch öffentlich dazu zu stehen). Dazu gehört nicht nur das von euch gelebte Polyamory sondern auch anderes, wie z.B. Homosexualität.

    Ich persönlich könnte mir aber, ehrlich gesagt, keine solche Beziehung vorstellen. Trotzdem finde ich das toll, wenn Ihr so leben wollt (und auch könnt). Und lasst euch von solchen Dingen wie hier: http://www.0x1b.ch/blog/1121957582/index_html nicht unterkriegen ;)

    • priska@0x1b.ch Re: Eis, zwei nie elei
      Geschrieben von Priska Rubischon (Link) am Freitag, 31. März 2006, 12:47


      Ich persönlich könnte mir aber, ehrlich gesagt, keine solche Beziehung vorstellen.

      Das hab ich bis vor ca. 4 Jahren auch gesagt :-) Wobei ich auch sicher bin, dass es viele Menschen gibt, fuer die diese Lebensweise eben nichts ist. Monogamie ist sicher fuer viele Menschen etwas gutes und das ist gut so!

      Trotzdem finde ich das toll, wenn Ihr so leben wollt (und auch könnt). Und lasst euch von solchen Dingen wie hier: http://www.0x1b.ch/blog/1121957582/index_html nicht unterkriegen ;)

      Keine Bange, was dort geschrieben wurde ist halt einfach hin und wieder die Grundhaltung von verschiedenen Menschen. Wenn Erklaerungen unsererseits nicht fruchten, lassen wir die Person im Glauben, dass wir was "schlechtes" tun. Soll sie so gluecklich sein. Wir fuer uns wissen, dass es so wie es ist stimmt und gut ist.

      Ganz nach dem Motto: Leben und leben lassen.

      • thomas@tuxpeople.org Re: Eis, zwei nie elei
        Geschrieben von Thomas (Link) am Freitag, 31. März 2006, 12:58

        Das hab ich bis vor ca. 4 Jahren auch gesagt :-) Wobei ich auch sicher bin, dass es viele Menschen gibt, fuer die diese Lebensweise eben nichts ist. Monogamie ist sicher fuer viele Menschen etwas gutes und das ist gut so!

        Hmmm... Vieleicht fehlt mir da auch ganz einfach die Erfahrung.

  • lebefrau36@yahoo.de Re: Eis, zwei nie elei
    Geschrieben von Lebefrau (Link) am Dienstag, 4. April 2006, 08:25

    Hm...... ich finde das ECHt toll, dass ihr so lebt!!!!

    Ich habe mich gerade gefragt, ob ICH so leben könnte, und meine spontane Reaktion wäre erst mal "nein" zu sagen, aber ich bin ja ein echter BAUCHMENSCH ;-), und deshalb stelle ich gerade fest, dass ich das gar nicht mit Bestimmtheit ablehnen könnte, zumindest solange bis ich SELBST so involviert wäre, dass ich eine Entscheidung treffen müsste.

    Jedenfalls: Toll, dass ihr glücklich und eben NICHT alleine seit!!

    *drückt*

    Liebe Grüße


  • Zetesa@gmx.de Re: Eis, zwei nie elei
    Geschrieben von Zetesa am Montag, 17. April 2006, 01:51

    "Und das grösste Problem - zu wem könnte der weggehende Partner hin, wenn er wen zum Reden braucht?"

    Das sehe ich gar nicht als das größte Problem. Wenn es nun ein komplexeres Beziehungsnetz ist, und nur eine der Bindungen sich auflöst, wie geht man damit dann um? Das fände ich weit schwieriger.

    Ich denke auch, der weggehende Partner geht weg, das ist in 2er-Beziehungen nicht anders. Da kann man doch auch hoffen, dass Freunde zum Reden vorhanden sind.

    Mir hat es sehr geholfen, dass jemand da war, als sich mein erster "Versuch" in Richtung polyamorem Leben wieder zerschlagen hat.