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 Ruhewagen 
Beat Geschrieben von Beat Rubischon (Link) am Freitag, 20. Januar 2006, 22:22
aus dem quitsch-ratter-klapper dept.

Heute Abend, nach dem LUGS-Treff, verschlug es mich in einen der neuen Doppelstockwagen der SBB. Ohne es zu realisieren landete ich im Ruheabteil.

Kein Ort ist so laut wie das Ruheabteil :-)

Wenigstens kommt es einem so vor. Die grosse Tür zischt, die Abteiltür quitscht. Die Leute rascheln, essen, blättern in ihren Büchern. Jeder muss mindestens einmal aufs Klo. Im Bahnhof das übliche Wuseln, im oberen Stock des Wagens Kinder, fluchende Snowboarder und schimpfende Omis. Unterwegs das Rumpeln und Quitschen des Zuges - selbst das beste Fahrgestell mag nicht alle Unebenheiten der wohl 100 Jahre alten Schienen dämpfen.

Ich schlief bis kurz nach Pfäffikon, wo mich der Kondukteur weckte. Danach sah ich mich um: Vor allem weibliche Wesen, von vergeistigt bis alternativ, bevölkerten den Wagen. Die meisten am Lesen von dicken Büchern mit kleinen Buchstaben.

Es war wohl das letzte Mal, dass ich in einem solchen Abteil sass. Für mich ist Kommunikation ein Luxus, für den ich etwas Lärm durchaus in Kauf nehme. Schon mehr als einmal erlebte ich ein spontanes Gespräch, welches ein Aufsteller für eine ganze Woche war - und darauf möchte ich nicht verzichten.

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  • Re: Ruhewagen
    Geschrieben von h2o am Samstag, 21. Januar 2006, 16:02

    hmm.. schade, hats nach basel kein ruheabteil. das würde ich nämlich gerne mal ausprobieren! gegen gespräche im zug habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden, aber diskutiert doch bitte etwas diskret. vielleicht interessiert es die sitznachbarn ja nicht so, wie es dem hundeli von tante emma gerade geht.
    ganz schlimm ist das in der 1. klasse, wo ich jeweils sitze. man könnte meinen, die "gestressten geschäftsfrauen und -männer" hätten auf der knapp einstündigen fahrt nichts besseres zu tun, als in höchst indiskreter lautstärke am handy über die zurückliegende schönheits-op (wie wenn man das nicht von weitem schon bemerkt hätte), die geburtstagsfeier der tochter in st. moritz oder den business lunch mit ceo xy zu diskutieren. einmal hatte es sogar einen "chirurgen" dabei, der via handy patientenberatungen durchführte und krankheitsgeschichten in aller öffentlichkeit besprach, als hätte er noch nie was von einem arztgeheimnis gehört. seine gastrointestinalen ausführungen passten natürlich super zu meinem "kafi und gipfeli". seither überlege ich mir ein freiwilliges downgrading in die 2. klasse, da gehts insgesamt wenigstens ehrlicher zu und her.

    dabei wäre so eine zugfahrt wirklich super geeignet, um vor oder nach der arbeit etwas zu relaxen oder wenigstens in ruhe zu arbeiten.
    vielleicht muss ich mir doch mal noch einen mp3 player zulegen. oropax verwende ich nicht, denn eigentlich wären ja mundstöpsel für die plauderi die angebrachte lösung.