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 OeV oder Schneckenfahrt 
Nala Geschrieben von Priska Rubischon am Sonntag, 31. Juli 2005, 14:17
aus dem irgendwann-kommt-man-an dept.

Wir steigen in Zürich Binz in die U-Bahn Richtung HB, zwei Minuten später steigen wir im Hauptbahnhof um Richtung Zoo, wo wir wieder 2 Minuten später ankommen und so nach nur rund 6-10 Minuten von R nach Z kamen. Ganz ohne Stress und Wartezeit - herrlich so ein OeV! Tja und dann bin ich aufgewacht...

Die Realität sah leider anders aus. Wir stiegen nicht in Zürich Binz in die S-Bahn, sondern in der Schmiede Wiedikon in den 9er Richtung Bellevue. Von da aus - wo wir selbstverständlich einige Minuten warten mussten - gings mit dem 5er Richtung Kirche Fluntern, wo wir wiederum - selbstsprechende einige Minuten abwartend - umstiegen in den 6er, der uns zum Zoo brachte. Dauer - eine Stunde. Nein, es war nicht Sonntagsfahrplan. Ganz gewöhnlicher Donnerstagmorgen, 9:30Uhr...

Das erste wär eigentlich doch durchaus im Bereich des möglichen. Hätten die Zürcher Verkehr begriffen und würden weder OeV noch Privatverkehr gross überirdisch durch ihre Stadt führen. So aber verpassten wir die Pinguinfütterung die um 10:30Uhr angesagt war. Und das, weil ich dachte, dass es reicht, wenn wir 9:30Uhr in Zürich Wiedikon starten... Wer ahnt denn, dass man für eine Luftstrecke von 4,2 km mehr als eine halbe Stunde hat?

Wir waren über Weihnachten in Wien. Wien kennt U-Bahn, S-Bahn, Strassenbahn und Bus. Der Stadtkern (also bei Zürich wär das sicher Löwen- und Bahnhofstrasse sowie Limmatquai) ist weitgehend verkehrsfrei. Da wird man nicht wie in Zürich von einem Tram über den Haufen gefahren. Und vom Hotel am einen Ende der Stadt zur Donauinsel am anderen Ende hatten wir mit der U-Bahn grad mal 5 Minuten (Luftlinie wärens 5,5km). Die Strecke war in etwa der von Zürich-Triemli nach Zürich-Seebach gleich (Luftlinie 7km). Gemäss ZVV-Fahrplan hat man für diese Strecke mit 37 Minuten zu rechnen.

Es ist schade, dass man in Zürich - das sich als Weltstadt sieht *hust* - so langsam vorwärtskommt. Wir wären mit dem Auto trotz Stau wohl schneller gewesen und hätten sogar noch Zeit gehabt, einen Parkplatz zu suchen. Wobei ich auf dem Weg von der Tramhaltestelle zum Zooeingang 3 freie Parkplätze sah und es auf dem hinteren grossen Parkplatz wohl auch noch freie Plätze gehabt hätte. Und soviel günstiger kam die OeV-Fahrt wohl auch noch nicht. Wir waren 4 Erwachsene und 2 Kinder - hätten alle in unserem Auto Platz. OeV-technisch waren es 3 Kinder (einer mit Halbtaxabo), 2 Erwachsene und der letzte Erwachsene hat eine Regenbogenkarte und fährt "gratis". Für die 3 Kinder hatten wir eine Mehrfahrtenkarte (6 Fahrten - hin und zurück waren die grad aufgebraucht. Perfekt.) Fr. 14.50 plus Mehrfahrtenkarte für die beiden Erwachsenen (6 Fahrten - hin und zurück 4 gebraucht) Fr. 20.60 -> 13.75. Macht zusammen Fr. 28.25 die wir nur schon für die beiden Fahrten ausgaben... Für Fr. 30.- fahr ich wohl gut mit dem Auto hin und zurück und zahl noch die Parkplatzgebühr... Gemäss Zoowebseite: "In der Nähe des Zoos befinden sich gebührenpflichtige Parkplätze (CHF -.50 /Std.)...", wobei wir letztes Mal anderen Parkplatz hatten, der wohl teurer war. Aber selbst mit 5.- Parkplatzgebühr wär man mit dem Auto (gefüllt mit Personen natürlich) günstiger unterwegs und erst noch schneller.

Der einzige Vorteil am Tram war, dass wir diverse Bären zu Gesicht bekamen. Ich frage mich allerdings, ob Zürich deswegen je länger je mehr Autoverkehr hat. Haben selbst Stadtzürcher festgestellt, dass sie im Privatverkehr wesentlich schneller vorwärts kommen und daher auch auf den OeV verzichten und lieber mit dem Auto von A nach B fahren? Ich finde das sehr schade, zumal andere Städte durchaus beweisen, dass es möglich ist, mit dem OeV schneller vorwärts zu kommen.

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Das Kleingedruckte: Der Besitzer der folgenden Kommentare ist wer immer sie eingeschickt hat. Wir sind in keiner Weise für sie verantwortlich.

  • beat@0x1b.ch Re: OeV oder Schneckenfahrt
    Geschrieben von Beat Rubischon am Sonntag, 31. Juli 2005, 17:01

    > Wir waren über Weihnachten in Wien.

    Wien war eine absolut faszinierende Stadt für mich. Eine richtige Stadt. Mit einer Seele, mit einer langen Geschichte. Man taucht aus der U-Bahn auf und fühlt sich wohl (in meinem Fall) oder eben unwohl (in Priska's Fall :-). Ich habe erst in Genua wieder dieses Gefühl erlebt.

    Warum ist man in Wien so schnell unterwegs?

    Einerseits hat Zürich das Problem, ein enorm dichtes Haltestellennetz zu besitzen. Was einem Kilometer zu Fuss spart, kostet natürlich Zeit im Vorwärtskommen. Alle 300 ~ 500m eine Haltestelle zu haben ist für die Leute, die auf den Bus rennen, nett, für die Leute im Bus eine Qual.

    Andererseits sind sowohl die U-Bahn, als auch Strassenbahn und Busse sehr viel effizienter an den Haltestellen. Ein Zürcher Bus bremst mit dem Retarder gemütlich ab, schwenkt in die Haltestelle, hält gemütlich an, neigt sich zur Seite und öffnet die Türen. Diese bleiben offen, bis auch der letzte Fahrgast sich dazu entschieden hat, drinnen oder draussen zu bleiben. Dann schliessen sich die Türen, zwei drei Sekunden bis das OK kommt um die Stellbremse zu lösen, der Bus erhebt sich wieder und beginnt zu rollen. Ueberall da, wo der OeV keine eigene Spur hat, muss sich ein Bus erst in den Verkehr einfädeln.

    Ein Wiener Bus verzögert kurz und heftig vor der Haltestelle. Die Türen öffnen sich in der Sekunde, in der der Bus definitv steht. Die Stellbremse löst sich in der Sekunde, in der alle Türen zu sind. Und dann der Anriss: Man muss sich festhalten. Von 0 auf 30 in 5 Sekunden.

    Energietechnisch mag das bedenklich sein. Bei Tram und Trolleybussen ist die Rückgewinnung der investierten Energie jedoch kein Problem. Gut, die Luftbremse, die selbst noch in den 70ern bei Zürchern Trams eingebaut wurde, bietet da keine Vorteile.

    Jede Haltestelle spart damit mehr als 20 Sekunden. Auf einer typischen Strecke mit 20, 30 Haltestellen macht das einen gewaltigen Unterschied. Aber selbst das modernste Rollmaterial in Zürich, die Sänfte und die Klapperschlange, sind in diesem Bereich nicht optimiert - und das obwohl die Zürcher beim "Elefanten" die automatischen Türen erfunden haben...

    • priska@0x1b.ch Re: OeV oder Schneckenfahrt
      Geschrieben von Priska Rubischon am Sonntag, 31. Juli 2005, 17:17

      > Man taucht aus der U-Bahn auf und fühlt sich wohl (in meinem Fall) oder eben unwohl (in Priska's Fall :-).

      Naja, man kommt zur U-Bahn raus und hat einfach mal erst eine Menge Penner, Alkoholiker und Obdachlose vor sich. Hey, das gibts in Obstalden nicht.

      > Warum ist man in Wien so schnell unterwegs?
      > Einerseits hat Zürich das Problem, ein enorm dichtes Haltestellennetz zu besitzen. Was einem Kilometer zu Fuss spart,

      Ja eben, es fehlt die U-Bahn die einem schnell von einer Seite von Zuerich auf die andere bringt. Wenn man das U-Bahn-Netz von Wien anschaut, die haben das noch schlau gemacht. Spaetestens Karlsplatz/Stephansplatz kreuzen sie sich mehr oder weniger und man kann umsteigen. Und das schneller vorwaertskommen liegt wohl auch daran, dass dort der Fahrtakt im Zweiminutenbereich liegt und nicht 7. Selbst am Wochenende, Feiertage und abends ist es noch 5 Minuten Takt, waehrend man in Zuerich dann schon eher den 15 Minuten Takt hat.

      > Ein Zürcher Bus bremst mit dem Retarder gemütlich ab, schwenkt in die Haltestelle, hält gemütlich an, neigt sich zur Seite und öffnet die Türen.

      Weil es sonst wohl wiedermal Beschwerden von Omi's hageln wuerde, die nicht sicher genug standen und darum quer durch den Bus flogen.



      • pmaechler@freesurf.ch Re: OeV oder Schneckenfahrt
        Geschrieben von Tontaube am Sonntag, 31. Juli 2005, 17:27

        Darum gefällt mir die "Stadtbahn" von Zug, diese kleinen Niederflurzüge. Die können richtiges Beschleunigen und Verzögern,man bleibt grad noch knapp sitzen. :-)

        Zum Blog-Artikel: Ich wär vom Bellvue mit dem 5er bis zur Haltestelle bei der ETH gefahren, dort wo dann auch das 6er vorbeikommt.. aber das ist ein Erfahrungswert, wie man ihn auch mit dem Auto manchmal braucht, um Umleitungen von 8km(!) durch 300m früheres Abbiegen zu umgehen...

        • priska@0x1b.ch Re: OeV oder Schneckenfahrt
          Geschrieben von Priska Rubischon am Sonntag, 31. Juli 2005, 17:35

          > Zum Blog-Artikel: Ich wär vom Bellvue mit dem 5er bis zur Haltestelle bei der ETH gefahren, dort wo dann auch das 6er vorbeikommt.. aber das ist ein Erfahrungswert,

          Gemaess zvv-Fahrplan waer man schneller gewesen, wenn man mit dem 9er bis Paradeplatz und dann mit dem 6er in Zoo gefahren waere. Ich verliess mich allerdings auf unsere Einheimischen ;-) Janu, wir kamen ja an. Und sooo viel schneller waers leider nicht gewesen. Mehr als 20 Minuten ist und bleibt zu lange fuer eine solche Kurzstrecke.

        • Re: OeV oder Schneckenfahrt
          Geschrieben von Cmdr_Zod am Sonntag, 31. Juli 2005, 17:41

          > Darum gefällt mir die "Stadtbahn" von Zug, diese kleinen Niederflurzüge.
          > Die können richtiges Beschleunigen und Verzögern, man bleibt grad noch knapp sitzen. :-)
          >
          Die muss ich in dem Fall also mal testfahren ;-)

          > Zum Blog-Artikel: Ich wär vom Bellvue mit dem 5er bis zur Haltestelle bei der ETH gefahren,
          > dort wo dann auch das 6er vorbeikommt..
          > aber das ist ein Erfahrungswert, wie man ihn auch mit dem Auto manchmal braucht,
          > um Umleitungen von 8km(!) durch 300m früheres Abbiegen zu umgehen...
          >
          Da sind ganz einfach die automatischen Fahrpläne der ZVV noch nicht weit genug (und werden es wohl auch noch lange nicht sein). Im Prinzip müsste man die Möglichkeit haben, zu sagen, wie lange Strecken man zum Umsteigen zu Fuss zurücklegen will. Umsteigen und über 10 Minuten zu verlieren statt weniger als 200m zu Fuss zu gehen ist z.B. etwas, dass sich auf Wunsch vermeiden lassen müsste.


          • pmaechler@freesurf.ch Re: OeV oder Schneckenfahrt
            Geschrieben von Tontaube am Sonntag, 31. Juli 2005, 18:02

            > > Darum gefällt mir die "Stadtbahn" von Zug, diese kleinen Niederflurzüge.
            > > Die können richtiges Beschleunigen und Verzögern, man bleibt grad noch knapp sitzen. :-)
            > >
            > Die muss ich in dem Fall also mal testfahren ;-)
            >
            > > Zum Blog-Artikel: Ich wär vom Bellvue mit dem 5er bis zur Haltestelle bei der ETH gefahren,
            > > dort wo dann auch das 6er vorbeikommt..
            > > aber das ist ein Erfahrungswert, wie man ihn auch mit dem Auto manchmal braucht,
            > > um Umleitungen von 8km(!) durch 300m früheres Abbiegen zu umgehen...
            > >
            > Da sind ganz einfach die automatischen Fahrpläne der ZVV noch nicht weit genug (und werden es wohl auch noch lange nicht sein). Im Prinzip müsste man die Möglichkeit haben, zu sagen, wie lange Strecken man zum Umsteigen zu Fuss zurücklegen will. Umsteigen und über 10 Minuten zu verlieren statt weniger als 200m zu Fuss zu gehen ist z.B. etwas, dass sich auf Wunsch vermeiden lassen müsste.
            >


            sorry, die 8km bezogen sich auf eine Strecke mit dem Auto, nicht mit dem OeV - da war ich wohl zu wenig deutlich :-)